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Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle wird auf dem Marché International du Film Classique ihren jüngsten Bericht über das Thema „Exploitation of catalogue films in the EU“ vorstellen. Der Internationale Filmmarkt findet alljährlich im Rahmen des Festival Lumière in Lyon statt. Der Bericht wird morgen Nachmittag während einer Konferenz mit dem Titel “What distribution for catalogue films?” präsentiert werden.
Dieser neue Bericht enthält einen Überblick über die kommerzielle Auswertung der so genannten „Katalogtitel“. Mit diesem Begriff werden Filme bezeichnet, die bereits ihren ersten Verwertungszyklus hinter sich haben. Der Bericht untersucht die Auswertung der Katalogfilme über die drei Hauptverwertungsfenster (Kino, VoD und Fernsehen) und enthält Daten über das Alter, die Herkunft und die Verbreitung dieser Filme. Es gibt zwar eigentlich keine allgemein anerkannte Definition des Begriffs „Katalogfilme“. Aber für die Zwecke dieser Studie werden mit diesem Begriff Filme bezeichnet, die mindestens zehn Jahre vor dem Verwertungsjahr produziert wurden, das in diesem Zusammenhang untersucht wird.
Eine zweite Chance für ältere Filme?
Kinofilme erzielen in der Regel den größten Teil ihrer Einnahmen während des ersten Verwertungszyklus über die unterschiedlichen Verwertungsfenster (Kino, Home Entertainment Video/VoD, Fernsehen). Nach dieser Zeit schafft nur ein kleiner Teil der Filme die Rückkehr auf die Leinwand. Die technischen Möglichkeiten für die Restaurierung und Überarbeitung sowie die Digitalisierung von Kinoleinwänden machen es heute jedoch sehr viel einfacher, auch ältere Filme wieder auf die Leinwand zurückzubringen – und zwar in guter Bild- und Tonqualität. Außerdem eröffnet das große Filmangebot von VoD-Anbietern neue Möglichkeiten für die Verwertung der so genannten Katalogtitel.
In den letzten Jahren haben einige US-Katalogtitel beachtliche Erfolge an der Kinokasse erzielt; 2012 wurden in der EU 13,5 Millionen Kinokarten für Katalogfilme verkauft, vor allem dank der Neuauflage von Titanic und Star Wars Episode I – The Phantom Menace.
Abbildung: Zahl der Besucher von Katalogfilmen, die in den letzten Jahren in der EU wieder in die Kinos kamen (2007-2016
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / LUMIERE
WICHTIGSTE ERGEBNISSE
1- Die Zahl der Kinobesucher von Katalogfilmen ist verschwindend gering (und der Löwenanteil entfällt auf US-Katalogfilme)
- Katalogfilme machten im Schnitt 12% aller Filme aus, die in den Jahren 2007-2016 in der EU wieder in die Kinos kamen. Nach 2014 stieg dieser Anteil auf 16% (2016). Die Zahl der Kinobesucher, die auf diese Kategorie entfiel, lag jedoch lediglich bei 0,4% aller Kinobesucher in der EU.
Abbildung: Katalogfilme, die in der EU wieder in die Kinos kamen: Anteil der Kinostarts im Vergleich zu den Kinobesuchern (Durchschnittswerte 2007-2016)
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / LUMIERE
- Die Zahl der Besucher von Katalogfilmen konzentriert sich in der Regel auf einige wenige Filme an der Spitze, auf die ‚Top 10’-Titel – zumeist US-amerikanische Blockbuster. Auf diese Filme entfallen im Schnitt 56% der Kinobesucher von Katalogfilmen.
- EU-Filme machten in der Regel 57% der Neuauflagen von Katalogfilmen aus, aber der Anteil der Kinobesucher, der auf diese Filme entfiel, lag nur bei 30%. US-Filme – im Schnitt 33% der Neuauflagen – erreichten dagegen 62% der Kinobesucher.
- Katalogfilme haben nur eine begrenzte Verbreitung in der EU: Im Durchschnitt kamen sie auf 1,2 Märkten neu in die Kinos, verglichen mit 2,3 Märkten für alle Filme. Die Verbreitung von EU-Katalogfilmen lag nur geringfügig über der Verbreitung der US-amerikanischen Katalogfilme.
- Im Durchschnitt entfielen 58% der Besucher von EU-Katalogfilmen auf Besucher außerhalb der nationalen Märkte (verglichen mit 32% für Filme im Allgemeinen).
2 – Berücksichtigt man die Daten aus dem Jahr 2016, ist der Anteil von Katalogfilmen am Gesamtfilmangebot für das Fernsehen höher als für alle anderen Verwertungsfenster, die im Rahmen der Studie untersucht wurden. Beim Kino haben allerdings EU-Filme den höchsten Anteil an Katalogfilmen.
2016 entfiel der höchste Anteil an Katalogfilmen auf das Fernsehen (47%), gefolgt von TVoD (41%) und SVoD (34%).
- Das Kino bot den größten Anteil von EU-Katalogfilmen (47%), gefolgt vom Fernsehen TV (25%), von TVoD (19%) und SVoD (16%).
Abbildung: Synthese. Anteil von Katalogfilmen und EU-Katalogfilmen an den Verwertungsfenstern in der EU 2016
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / LUMIERE, Analyse von Eurodata-Fernsehdaten
- Katalogtitel waren auf TVoD stärker verbreitet als in anderen Fenstern – sie waren im Schnitt in 5,3 Ländern erhältlich.
- US-Titel ließen sich in allen Verwertungskanälen besser vermarkten als EU-Filme. Dagegen wurden mehr EU-Katalogtitel auf VoD angeboten als im Kino oder im Fernsehen: Im Durchschnitt wurden EU-Katalogfilme in 2,7 Ländern von TVoD-Plattformen angeboten, gegenüber 2,4 auf SVoD.
3 – Neuauflage von Katalogfilmen kann die Verbreitung über VoD fördern
- 2016 waren 62% der neu aufgelegten Katalogfilme in der EU auch über VoD erhältlich, sowohl über TVoD als auch SVoD. Bei EU-Filmen lag der Anteil bei 51%, US-Filme brachten es auf 85%.
- Im Durchschnitt profitierten Katalogfilme, die wieder in die Kinos kamen und über VoD angeboten wurden, stärker von dem Vertrieb über VoD als Katalogfilme im Allgemeinen.
Abbildung: Anteil der Neuauflage von Katalogfilmen, die in der EU auch auf mindestens einer VoD-Plattform erhältlich waren (2016)
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / LUMIERE