Zurück Bruttoeinspielergebnisse an den Kinokassen in EU und Vereinigtem Königreich brechen 2020 um 70,4 % ein

Bruttoeinspielergebnisse an den Kinokassen in EU und Vereinigtem Königreich brechen 2020 um 70,4 % ein
  • Die Bruttoeinspielergebnisse in der EU und im Vereinigten Königreich (im Folgenden als Europa 28 bezeichnet) sanken 2020 dramatisch von EUR 7,2 Mrd. auf EUR 2,1 Mrd., was einen Rückgang von 70,4 % gegenüber 2019 bedeutet.

  • Das Weltkriegsdrama 1917 (GB inc/US) und Tenet (US/GB) führten die Europa-28-Charts an und verkauften im gesamten Kalenderjahr 15,6 Mio. beziehungsweise 11,6 Mio. Tickets.

  • Der Marktanteil für europäische Filme machte einen Sprung von 26,3 % auf 39,7 %, da der Kinostart der meisten US-Blockbuster verschoben wurde.

  • Die Filmproduktion in der EU und im Vereinigten Königreich sank um 30 % von knapp über 2.000 Filmproduktionen 2019 auf 1.403 produzierte Spielfilme.

Die Zahlen in dieser Pressemitteilung stammen aus der Ausgabe 2021 von FOCUS - World Film Market Trends, einem Bericht, der jedes Jahr für den Marché du Film erstellt wird. Journalisten können ein PDF-Presseexemplar unter Alison.hindhaugh@coe.int anfordern. Den FOCUS finden alle Teilnehmer des Marché du film kostenlos online in ihrer Tasche mit den Marktmaterialien. Er kann nach dem Marché in der Buchhandlung des Europarats erworben werden. 

 

COVID-Pandemie lässt Kinomärkte in ganz Europa 2020 um über 70 % einbrechen

Kinos in fast ganz Europa mussten aufgrund der COVID-Beschränkungen im März 2020 schließen. Die meisten Häuser durften zwar ab Mitte Mai / Juni wieder öffnen, konnten aber nur unter strengen Auflagen, unter anderem begrenzte Zuschauerzahlen, arbeiten und mussten während der zweiten Welle im Spätherbst wieder schließen. Hinzu kam, dass der für 2020 vorgesehene Kinostart der meisten Blockbuster-Filme verschoben wurde; in einigen Fällen wurden sie auch direkt bei Premium-VoD veröffentlicht. Infolgedessen brach nach über einer Milliarde Zuschauer im Jahr 2019 (dem höchsten Stand seit 2004) der Kinomarkt 2020 mit einem Absturz der Besucherzahlen in der EU und im Vereinigten Königreich um 70,2 % auf geschätzte 300 Millionen Tickets ein. Die Bruttoeinspielergebnisse sanken dementsprechend von EUR 7,2 Mrd. auf EUR 2,13 Mrd. (USD 2,4 Mrd.), was einem Rückgang von 70,4 % gegenüber 2019 entspricht, wobei der durchschnittliche Ticketpreis in der EU mit EUR 7,10 (USD 8,10) stabil blieb.

Zwar gingen die Besucherzahlen in allen europäischen Ländern stark zurück, es gab jedoch Unterschiede im Ausmaß der Katastrophe bei den Einspielergebnissen. Die geringsten Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten Dänemark (‑44 %), Estland (-51 %), Finnland (-54 %) und die Niederlande (-56 %). Im Gegensatz dazu gingen die Besucherzahlen in sechs Märkten um über 75 % zurück: Zypern (-79 %), Rumänien (-77 %), Slowenien (-76 %), Portugal (-76 %), Irland (-75 %) und Vereinigtes Königreich (-75 %). Außerhalb der EU und des Vereinigten Königreichs verzeichneten die Kinomärkte in Norwegen (-57,5 %), Russland (-59,5 %) und Island (-59,9 %) vergleichsweise geringere Einbußen.

 

1917 und Tenet führten 2020 die Kinocharts in Europa 28 an

Zwar dominierten US-Titel weiterhin die Charts in der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich und stellten 17 der Top-20-Titel im Jahr 2020, doch dabei handelte es sich fast ausschließlich um Filme, die entweder 2019 oder im ersten Quartal 2020 vor dem ersten Lockdown gestartet waren. Tatsächlich gingen nur zwei Filme unter den Top 20 - Tenet (US/GB) und After We Collided (US) - später im Jahr an den Start. Es fehlten nicht nur Starts amerikanischer Brot-und-Butter-Filme nach dem ersten Lockdown, auch wurden für die Top-Filme deutlich weniger Tickets als in den Vorjahren verkauft. Das Weltkriegsdrama 1917 (EUR inc[1]/US) wurde mit 15,6 Mio. verkauften Tickets zum erfolgreichsten Film in der EU und im Vereinigten Königreich. Zum Vergleich: Der König der Löwen (US/GB), der 2019 die Charts anführte, erreichte 51,6 Millionen Zuschauer. Während 2019 insgesamt 18 Filme mehr als 10 Mio. Tickets verkauften, gelang dies 2020 nur drei Filmen: Neben 1917 waren dies Tenet (11,6 Mio.) und Bad Boys for Life (10,5 Mio). Im Gegensatz zu den Vorjahren gab es 2020 eine vergleichsweise geringe Anzahl von Franchise-Filmen: Lediglich sieben Titel der Top 20 sind Fortsetzungen, Prequels, Spin-offs oder Neuverfilmungen; 2019 waren es 18. Neben der EUR inc-Produktion 1917 („EUR inc“ sind in Europa produzierte Filme mit US-Beteiligung) war die italienische Komödie Tolo Tolo mit 6,7 Mio. Besuchern der einzige europäische Film unter den Top 20. Weitere erfolgreiche europäische Filme waren die spanische Familienkomödie (Fortsetzung) Padre no hay más que uno 2: La llegada de la suegra (1,9 Mio.), der polnische Erotikthriller 365 dni (365 Tage) (1,7 Mio.) und die französische Familienkomödie (Fortsetzung) Ducobo 3 (1,6 Mio.).

Tabelle 1: Bruttoeinspielergebnisse, Kinobesucherzahlen und nationale Marktanteile in europäischen Ländern 2019 – 2020 vorl.

 

Tabelle 2: Top-20-Filme nach Besucherzahlen in der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich 2020 vorl. (1)

 

Tabelle 3: Europäische Top-20-Filme nach Besucherzahlen in der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich 2020 (inkl. „EUR inc“) vorl. (1)

 

Europäischer Marktanteil erreicht Rekordhoch aufgrund fehlender US-Brot-und-Butter-Filme

Das Fehlen von US-Blockbustern im Jahr 2020 spiegelt sich deutlich in der Aufschlüsselung der Besucherzahlen in der EU und im Vereinigten Königreich nach Herkunft wider. Während die Besucherzahlen bei US-Filmen um geschätzte 78 % zurückgingen, sanken die Zahlen bei europäischen Filmen um „nur“ 55 %; die Besucherzahlen bei in Europa mit US-Beteiligung produzierten europäischen Filmen (EUR inc) sowie bei Filmen aus anderen Teilen der Welt sanken um „nur“ 41 %. Der Marktanteil europäischer Filme erreichte damit ein Rekordhoch von fast 40 % der Gesamtbesucherzahl, vor allem beflügelt durch oft außergewöhnlich hohe Marktanteile nationaler Filme in den jeweiligen Märkten. Im Jahr 2019 waren es dagegen 26,3 %. Der Marktanteil in den USA sank andererseits von 68,2 % auf 49,4 % und damit auf den niedrigsten Stand in der jüngeren Geschichte. EUR inc-Filme hatten einen Anteil von 6,0 % (gegenüber 3,0 %) an den Gesamtbesucherzahlen im Jahr 2020 und Filme aus anderen Teilen der Welt machten 4,9 % (gegenüber 2,5 %) aus.

Auf nationaler Ebene erreichten lokale europäische Filme in mehreren Märkten, in denen US-Brot-und-Butter-Filme fehlten, Rekordwerte. Innerhalb der EU und des Vereinigten Königreichs war es Italien, das mit unglaublichen 55,6 % den höchsten nationalen Marktanteil verzeichnete, gefolgt von Dänemark (50,4 %), der Tschechischen Republik (48,3 %), dem Vereinigten Königreich (46,5 %), Frankreich (44,9 %), Finnland (40,8 %) und Deutschland (35,1 %). Außerhalb der EU war die Türkei mit unvergleichlichen 80,0 % erneut das europäische Gebiet mit dem höchsten nationalen Marktanteil. Auch russische Filme erreichten einen Rekordmarktanteil von 47,9 %.

Tabelle 4:   Europa-28-Marktanteile nach Ursprungsländern 2016 - 2020 vorl.
In % der Gesamtbesucherzahlen. Vorläufige Schätzungen.

 

Filmproduktion in der EU und im Vereinigten Königreich sinkt 2020 um 30 %

Nachdem die Filmproduktion aufgrund der Lockdown-Maßnahmen im März 2020 in ganz Europa vorübergehend zum Erliegen gekommen war, wurde sie im Frühsommer mit strengen Hygienevorschriften wieder aufgenommen. Im Gegensatz zu Kinoaufführungen konnten Dreharbeiten während der zweiten Welle im Herbst und Winter weitgehend fortgesetzt werden, oft auf gleichem oder sogar höherem Niveau als vor der Pandemie. Die Filmproduktion brach in der EU und im Vereinigten Königreich folglich nicht in gleicher Weise ein wie die Einspielergebnisse. Die Informationsstelle schätzt, dass 2020 insgesamt 1.403 Kinospielfilme in der EU und im Vereinigten Königreich produziert wurden, was einen Rückgang von „nur“ 30 % gegenüber dem Rekordwert von 2019 mit 2.007 Spielfilmen bedeutet.

Die Trends gehen zwischen den einzelnen Ländern weit auseinander, auch aufgrund unterschiedlicher Methoden bei der Zählung von Produktionen: In den Märkten, in denen die Filmproduktion an den tatsächlich veröffentlichten Filmen gemessen wird, hatte die Schließung von Kinos eine unmittelbare negative Auswirkung auf die Filmproduktion, während in den Märkten, in denen die Filmproduktion an den Filmen gemessen wird, die öffentliche Fördermittel erhalten oder zertifiziert werden, der Rückgang der Produktionstätigkeit möglicherweise erst in den kommenden Jahren zu beobachten sein wird. Es bleibt auch abzuwarten, welche Auswirkungen die deutlichen Einbußen an den Kinokassen in den Jahren 2020 und 2021 mittelfristig auf den europäischen Filmproduktionssektor haben werden.

Tabelle 5: Anzahl der in der EU und im Vereinigten Königreich produzierten Kinofilme 2016 – 2020 vorl.
Vorläufige Schätzungen.

 

Ausführlichere Informationen zu den einzelnen europäischen sowie internationalen Kinomärkten finden Sie im FOCUS 2021 World Film Market Trends, der von der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle für den Cannes Film Markt veröffentlicht wird.

 

Redaktionshinweise:

  • Die Daten wurden in Zusammenarbeit mit dem EFARN-Netzwerk (European Film Agency Research Network) erhoben.
  • Alle Zahlen für 2020 sind vorläufig.

 

Europäische Audiovisuelle Informationsstelle, Europarat
Seit ihrer Gründung im Dezember 1992 besteht der Auftrag der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle darin, Informationen zur audiovisuellen Industrie in Europa zu erheben und zu verbreiten. Die Informationsstelle umfasst als europäische öffentlich-rechtliche Organisation 41 Mitgliedsstaaten und die Europäische Union, vertreten durch die Europäische Kommission. Sie agiert innerhalb des Rechtsrahmens des Europarats und arbeitet mit diversen Partnern, Berufsverbänden der Industrie und einem Korrespondentennetzwerk zusammen. Neben Beiträgen zu Konferenzen veröffentlicht die Informationsstelle in erster Linie ein Jahrbuch, Newsletter und Berichte. Hinzu kommen der Aufbau und die Pflege verschiedener Datenbanken sowie die Bereitstellung von Informationen auf ihren Internetseiten.

 

Ranking der Kinobesucherzahlen in der Europäischen Union (Tabellen 2 und 3)
Das gesamteuropäische Filmranking in den Tabellen 2 und 3 basiert auf Daten aus den Staaten der Europäischen Union und des Vereinigten Königreichs, zu denen Ergebnisse in der Datenbank LUMIERE mit Stand vom 31. Mai 2020 erfasst waren. Diese Datenbank der Kinobesucherzahlen für Filme, die in Europa angelaufen sind, ist kostenlos online zugänglich. Sie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle und mehreren nationalen Fachquellen, in erster Linie nationalen Filmfonds, sowie dem MEDIA-Programm der Europäischen Union. LUMIERE enthält Kinobesucherzahlen nach Ländern für über 71.000 Filme, die seit 1996 in Europa im Verleih sind. Teilweise sind jetzt ebenfalls Daten für 33 europäische Länder sowie den nordamerikanischen Markt für das Jahr 2020 verfügbar.

 

Marktanteile (Tabelle 4)
ie abgebildeten Marktanteile basieren auf einer Auswertung der Ergebnisse von Filmen, die in Mitgliedstaaten der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich angelaufen sind, sofern der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle entsprechende Besucherzahlen zugänglich gemacht wurden. Um derartige Marktanteile berechnen zu können, muss jeder Film einem einzelnen „Ursprungsland“ zugeordnet werden, was bei internationalen Koproduktionen bisweilen schwierig sein kann. In solchen Fällen versucht die Informationsstelle, das Land mit dem größten finanziellen Beitrag und/oder kreativen Einfluss auf das Projekt als Ursprungsland zu definieren. Die Informationsstelle weist seit 2005 Filme bei der Zuordnung des Ursprungslandes gesondert aus, die in einem oder mehreren Ländern Europas (oder anderswo) mit finanzieller Beteiligung aus den USA produziert wurden (durch den Zusatz ‚inc‘ für „incoming investment“). Es ist allerdings zu beachten, dass die nachträgliche Verfügbarkeit weiterer Informationen bisweilen zu einer Neuzuordnung des Ursprungslands führen kann und dass der in der Datenbank LUMIERE angegebene Ursprung nicht immer mit den Angaben nationaler Quellen übereinstimmen muss.
Die in Tabelle 4 dargestellten vorläufigen Marktanteile in Europa 28, das heißt in der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich, im Jahr 2020 basieren auf den Besucherzahlen der einzelnen Filme, die in der Datenbank LUMIERE mit Stand vom 31. Mai 2020 erfasst waren. Zu diesem Zeitpunkt waren hiermit rund 96 % der Kinobesuche in 26 EU-Staaten und im Vereinigten Königreich abgedeckt, für die Daten verfügbar waren. Aufgrund einiger Lücken in der Erfassung und Bereitstellung der Daten in verschiedenen Ländern ist eine 100%ige Abdeckung der Besucherzahlen derzeit nicht möglich.

 

Anzahl der in der Europäischen Union produzierten Kinofilme (Tabelle 5)
Eine Abschätzung der Gesamtzahl der in der EU produzierten Kinofilme ist immer noch schwierig. Gründe hierfür sind im Wesentlichen zum einen das Risiko, dass Koproduktionen doppelt gezählt werden, und zum anderen die national unterschiedlichen Verfahren bei der Erfassung dieser Daten. In der Gesamtzahl für die Europäische Union werden abendfüllende Kinofilme berücksichtigt, nicht jedoch Koproduktionen mit Minderheitsbeteiligung sowie US-amerikanische und ausländische Koproduktionen im Vereinigten Königreich. Für einige Länder sind keine separaten Datensätze für Spielfilme und Dokumentarfilme verfügbar.

 

Kontaktperson bei der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle: 

Alison Hindhaugh (Pressereferentin)
alison.hindhaugh@coe.int - tel.: +33 (0) 684352743

 

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