Zum Download "Fiction film financing in Europe: A sample analysis of films released in 2019" geht's hier
Dieser neue Bericht stellt fest:
- Das mittlere Budget eines 2019 angelaufenen europäischen Kinospielfilms beträgt EUR 2,07 Mio.
- Die größte Finanzierungsquelle ist eindeutig direkte öffentlichen Finanzierung, welche 28 % der Gesamtfinanzierung ausmacht, gefolgt von Investitionen von Produzenten und von Rundfunkveranstaltern, die jeweils 18 % der Gesamtfinanzierung ausmachen.
- Der prozentuale Anteil der direkten öffentlichen Förderung an der Filmfinanzierung nimmt mit zunehmender Marktgröße und zunehmendem Budgetvolumen ab.
Gestützt auf eine faktische Budgetanalyse von 651 europäischen Realspielfilmen, die 2019 angelaufen sind, ist dies wahrscheinlich die größte aktuell verfügbare europäische Datenauswahl zur Analyse der Finanzierung europäischer Spielfilme. Der vorliegende Bericht ist das Ergebnis einer umfangreichen Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle als Teil des Europarats in Straßburg und dem EFARN-Netzwerk (European Film Agency Research Network). Er wurde von Martin Kanzler, dem stellvertretenden Abteilungsleiter der Informationsstelle für Marktinformationen verfasst.
Der Bericht soll konkrete Zahlen bereitstellen, wie europäische Kinospielfilme finanziert werden. Diese Analyse bietet eine ganzheitliche gesamteuropäische Perspektive und ergänzt Arbeiten, die auf nationaler Ebene ausgeführt wurden. Sie gewährt einzigartige, auf Tatsachen gestützte Einblicke in ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Fragen, von einer Quantifizierung des durchschnittlichen Budgets europäischer Kinospielfilme bis hin zur Bedeutung individueller Finanzquellen.
Budgets von Kinospielfilmen in Europa
Laut betrachteter Datenauswahl [siehe unten die Hinweise zur Methodik] beträgt das durchschnittliche Budget eines 2019 angelaufenen europäischen Kinospielfilms EUR 3,14 Mio., während sich das mittlere Budget der Auswahl auf EUR 2,07 Mio. beläuft. Durchschnittliche Budgets unterscheiden sich jedoch stark von Land zu Land. Es ist nicht verwunderlich, dass durchschnittliche Budgets in größeren Märkten höher und in Ländern mit geringerem Zuschauerpotenzial niedriger sind, da die Verwertung auf nationalen Märkten für die meisten Filme nach wie vor entscheidend ist. Das mittlere Budget für europäische Spielfilme aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen oder dem Vereinigten Königreich (den großen Märkten in dieser Auswahl) beläuft sich 2019 auf EUR 3,1 Mio., verglichen mit EUR 1,6 Mio. für Spielfilme, die in einem europäischen Markt mittlerer Größe produziert wurden, und EUR 1,1 Mio. für Spielfilme von kleinen Märkten.
Finanzierungsstrukturen für Kinospielfilme in Europa
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle
2019 beruht die Finanzierung europäischer Kinospielfilme in erster Linie auf fünf unterschiedlichen Finanzierungsquellen: direkte öffentliche Förderung, Investitionen von Rundfunkveranstaltern, Investitionen von Produzenten, Vorabverkäufe und steuerliche Anreize. Die wichtigste Finanzierungsquelle ist eindeutig direkte öffentliche Förderung, die 28 % ausmacht. Auf die direkte öffentliche Finanzierung folgen Investitionen von Produzenten (ohne Rundfunkveranstalter) und Investitionen von Rundfunkveranstaltern, die jeweils 18 % der Gesamtfinanzierung ausmachen, knapp vor Vorabverkäufen (ohne Rundfunkrechte) und Produktionsanreizen, welche 16 % beziehungsweise 14 % der Gesamtfinanzierung ausmachen.
Es scheint zwischen den Ländern jedoch wesentliche strukturelle Unterschiede bei der Frage zu geben, wie Kinospielfilme finanziert werden. Einige dieser Unterschiede stehen offensichtlich im Zusammenhang mit der Marktgröße.
Die beiden augenfälligsten Unterschiede betreffen direkte öffentliche Förderung und Vorabverkäufe. Die Daten besagen eindeutig, dass das Gewicht direkter öffentlicher Förderung bei der Filmfinanzierung mit zunehmender Marktgröße sinkt und umgekehrt. Während öffentliche Förderung in den fünf größten Beispielmärkten lediglich für 21 % der Gesamtfinanzierung steht, macht sie 41 % in mittelgroßen und 63 % in kleinen Beispielmärkten aus.
Im Gegensatz dazu nimmt die Bedeutung von Vorabverkäufen (außer denen an Rundfunkveranstalter) als Finanzierungsquelle mit der Marktgröße ab. Vorabverkäufe sind eher in großen Märkten von Bedeutung, wo sie 2019 19 % im Vergleich zu „nur“ 9 % in mittelgroßen und 4 % in kleinen Beispielmärkten ausmachen.
Methodik
Die vorliegende Analyse stützt sich auf eine Datenauswahl, welche detaillierte Finanzierungspläne für 576 europäische Realspielfilme, die 2019 in den Kinos anliefen, aus 25 europäischen Ländern umfasst. Die Datenauswahl beinhaltet sowohl rein nationale Produktionen als auch Koproduktionen mit europäischer Mehrheitsbeteiligung. Es geht um ein Gesamtfinanzierungsvolumen von EUR 2,04 Milliarden. Geschätzt erfasst die Datenauswahl 56 % aller 2019 gestarteten europäischen Spielfilme.