Zurück Neun von zehn der in Europa am weitesten verbreiteten Fernseh- und VoD-Konzerne sind in den USA ansässig

Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle veröffentlicht neuen kostenlosen Bericht über audiovisuelle Mediendienste in Europa
Diese Pressemitteilung wurde am 6. September geändert. Die Worte „AT&T“ wurden durch „Warner Bros. Discovery“ ersetzt.
Neun von zehn der in Europa am weitesten verbreiteten Fernseh- und VoD-Konzerne sind in den USA ansässig

Zum Download "Audiovisual Media Services in Europe - 2024 edition" geht's hier

 

Dieser neue Bericht stellt fest:

  • Der europäische AV-Sektor zählt insgesamt 12 703 verfügbare audiovisuelle Mediendienste und Video-Sharing-Plattformen (Dezember 2023) im größeren Europa (Europa umfasst hier die EU27, Albanien, Armenien, Bosnien und Herzegowina, Georgien, Island, Liechtenstein, Montenegro, Nordmazedonien, Republik Moldau, Norwegen, Serbien, Schweiz, Türkiye, Vereinigtes Königreich und Ukraine). Etwa drei Viertel davon sind lineare Dienste (9 434 Fernsehkanäle) und ein Viertel nicht-lineare Dienste (3 269 VoD-Dienste und Video-Sharing-Plattformen).
  • Etwa jeder vierte private Fernsehsender (23 %) (ohne Lokalfernsehen) in Europa ist in US-amerikanischem Besitz; bei Abrufdiensten und Video-Sharing-Plattform ist es einer bzw. eine von zehn (8 %). Bei länderübergreifenden VoD-Diensten werden mehrere Kataloge als ein Dienst gezählt. US-Fernsehsender-Portfolios sind deutlich größer als europäische: 71 % der Sender in den Top 10 der Fernsehkonzerne gehören fünf US-Unternehmen.
  • Alle US-Unternehmen sind uneingeschränkt auf paneuropäischer Ebene tätig und bedienen zahlreiche europäische Märkte. Die Warner Bros. Discovery-Marken sind mit 46 europäischen Märkten praktisch omnipräsent.
  • Elf Fernseh- und VoD-Konzerne sind in mindestens 30 verschiedenen europäischen Märkten vertreten - neun davon sind in den USA ansässig.

Zur Abbildung des sich ständig verändernden europäischen audiovisuellen Sektors hat die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle, Teil des Europarats in Straßburg, eine neue Ausgabe ihres Jahresberichts über Fernsehkanäle, Abrufdienste und Video-Sharing-Plattformen in Europa veröffentlicht. Verfasserin dieses Berichts – Audiovisual Media Services in Europe – ist Dr. Agnes Schneeberger, Analystin in der Abteilung für Marktinformationen der Informationsstelle.

Einer von vier audiovisuellen Mediendiensten in Europa ist ein Abrufdienst

Die Vielfalt der europäischen audiovisuellen Medien spiegelt sich in einem Sektor mit insgesamt 12 703 verfügbaren audiovisuellen Mediendiensten und Video-Sharing-Plattformen im größeren Europa wider (Dezember 2023). Etwa drei Viertel davon sind lineare Dienste (9 434 Fernsehkanäle) und ein Viertel nicht-lineare Dienste (3 269 VoD-Dienste und Video-Sharing-Plattformen).

Auch lokales Publikum hat erhebliches Gewicht – 42 % der Fernsehkanäle in Europa sind regionale und lokale Fernsehdienste.

Beim Inhalt zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen linearen und nicht-linearen AV-Diensten in Europa. Während das Fernsehangebot weitgehend thematisch differenziert ist, liegt der Schwerpunkt bei Abrufdiensten und VSP weiterhin eindeutig auf Unterhaltung, Film und TV-Fiktion.

In Bezug auf die Eigentumsverhältnisse ist der europäische Fernsehmarkt in einen öffentlich-rechtlichen Sektor mit hauptsächlich Vollprogrammen, die über DTT-Sendernetze verfügbar sind, und einen privaten Sektor, der sich um Spartenkanäle über Kabel, IPTV und Satellit erweitert hat, unterteilt. Fast alle Abrufdienste und VSP sind in privater Hand (97 %). Die öffentlich-rechtlichen Medien sind ebenfalls in diesen Markt eingestiegen und bauen ihre Nachholdienste schrittweise zu vollwertigen VoD-Diensten aus.

US-Unternehmen dominieren im europäischen Fernseh- und VoD-Sektor

Insgesamt haben US-Konzerne einen erheblichen Einfluss auf den europäischen audiovisuellen Sektor und verfügen im Vergleich zu ihren europäischen Pendants über bedeutende Portfolios und Marktpräsenz. Etwa jeder vierte private Fernsehsender (23 %) (ohne Lokalfernsehen) ist in US-amerikanischem Besitz und jeder zehnte Abrufdienst oder VSP (8 %) in Europa gehört zu einem US-Unternehmen. US-Fernsehsender-Portfolios sind deutlich größer als europäische: 71 % der Sender in den Top 10 der Fernsehkonzerne gehören fünf US-Unternehmen. 

Alle US-Unternehmen sind uneingeschränkt auf paneuropäischer Ebene tätig und bedienen zahlreiche europäische Märkte. Warner Bros. Discovery-Marken  wie Animal Planet, Cartoon Network, Discovery, Eurosport und HBO MAX sind mit 46 europäischen Märkten praktisch omnipräsent. Walt Disney, Amazon, Netflix, Comcast und Paramount sind alle in 40 oder mehr europäischen Märkten tätig. Insgesamt sind europäische Unternehmen im Vergleich zu chinesischen, japanischen und US-amerikanischen in weniger Märkten präsent.

Bei den führenden paneuropäischen Unternehmen handelt es sich entweder um Multimarkenanbieter wie Comcast, die sowohl auf den Fernseh- als auch den VoD-Märkten tätig sind, oder um Einzelmarkenanbieter wie Netflix, die sich auf On-Demand-Märkte konzentrieren. Wenn sie expandieren, bauen führende Unternehmen On-Demand-Präsenzen in den Märkten auf, in denen sie bereits mit Fernsehen präsent sind. Insgesamt haben die meisten Top-20-Rundfunkveranstalter VoD-Dienste gestartet.

Bei der Niederlassung verfolgen die paneuropäischen Unternehmen unterschiedliche Strategien. Netflix zum Beispiel nutzt eine zentrale Strategie mit einem Hauptsitzland, von dem aus die europäischen Märkte gezielt angesprochen werden. Der französische Konzern Vivendi verfolgt mit seinen Marken Canal+ and Filmbox+ eine Mehrländerstrategie, bei der in der Regel eine kleine Anzahl von Ländern als Basis dazu dient, verschiedene nationale Märkte anzusprechen. Warner Bros. Discovery wiederum setzt zur Verbreitung der Marken Discovery, Eurosport and HBO MAX auf eine dezentrale Strategie, bei der eine größere Anzahl von Niederlassungen die europäischen Märkte bedient. 

Der wichtigste Niederlassungsort für Einzelmarken-Streamingdienste ist Irland. Das Land wird vom chinesischen Konzern Huawei und den US-Unternehmen Apple, Alphabet und Microsoft als exklusiver zentraler Niederlassungspunkt genutzt. 


 

Strassburg 11. Juli 2024
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