„KI im audiovisuellen Sektor: ein Kompass für die aktuelle Rechtslandschaft" hier herunterladen
Vor welchen KI-Herausforderungen steht der audiovisuelle Sektor und welche Rolle spielt die europäische Gesetzgebung?
Europäische Audiovisuelle Informationsstelle kündigt aktuellen ausführlichen juristischen Bericht zu künstlicher Intelligenz und ihrer Regulierung an.
Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle, Teil des Europarats in Straßburg, hat ihren neuesten Bericht KI im audiovisuellen Sektor: ein Kompass für die aktuelle Rechtslandschaft veröffentlicht. Dieser neue Bericht bietet einen umfassenden Überblick über die wachsende Rolle der künstlichen Intelligenz (KI) in der audiovisuellen Industrie und befasst sich intensiv mit ihren vielen komplexen rechtlichen Auswirkungen. Der Bericht, der von führenden Experten aus ganz Europa verfasst wurde, untersucht die Schnittstellen von KI-Technologien und aktueller Regulierung in der audiovisuellen Industrie. Er beschäftigt sich sowohl mit den Chancen als auch den Herausforderungen, die sich mit der Transformation von Erstellung, Vertrieb und Konsum audiovisueller Inhalte durch KI ergeben. Er wurde am vergangenen Freitag auf dem Lyon Classic Film Market vorgestellt.
Teil eins steckt den Rahmen für den derzeitigen Einsatz von KI in den audiovisuellen Industrien ab. KI breitet sich im AV-Sektor rasant aus, was sich in gesteigerter Kreativität, personalisierten Inhalten und optimierten Produktionsprozessen zeigt. Das Kapitel bietet Fallstudien zu Tools wie Claude, Midjourney und DALL.E. Mit dem Aufstieg von KI gehen jedoch auch erhebliche Herausforderungen einher, darunter die Verdrängung von Arbeitsplätzen und Bedenken hinsichtlich der Regulierung KI-generierter Inhalte.
Teil zwei konzentriert sich auf Fragen des Datenschutzes und des Urheberrechts. Datenschutz ist ein zentrales Anliegen, da KI häufig große Mengen an personenbezogenen Daten verarbeitet. Dieser Abschnitt befasst sich eingehend damit, wie personenbezogene Daten durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das neu erlassene KI-Gesetz geschützt werden sollen. Er thematisiert zudem internationale Datenübermittlung und vergleicht die Ansätze zum Datenschutz in der EU und den USA.
Urheberrechtsfragen werden im Kontext der KI-Technologie zweifelsohne eine große Herausforderung darstellen. Beim Training von KI-Systemen werden häufig urheberrechtlich geschützte Inhalte verwendet. Wir „füttern die Maschine“ mit solchen Inhalten, was unbedingt komplexe Fragen zum geistigen Eigentum aufwirft. In diesem Abschnitt werden die rechtlichen Feinheiten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke durch KI einschließlich Erstellung abgeleiteter Inhalte durch KI-Modelle analysiert.
Teil drei zeigt fünf große Herausforderungen auf, die KI für die audiovisuelle Industrie mit sich bringt.
Mit der zunehmenden Verbreitung KI-generierter Inhalte rücken Fragen der Urheberschaft und Haftung sowie der Transparenz in den Mittelpunkt. Der Bericht untersucht, ob KI-generierte Werke menschlichen Urhebern zugeschrieben werden können und ob sie möglicherweise bestehende Werke verletzen, die zum Training des KI-Systems verwendet wurden. Er unterstreicht darüber hinaus die Notwendigkeit von Transparenz und fragt, bei wem die Haftung für KI-generierte Inhalte liegen sollte.
Der Einsatz von KI stellt darüber hinaus eine Gefahr für Persönlichkeitsrechte und Transparenz dar. Mit KI, die Stimmen repliziert und digitale Doppelgänger schafft, stehen Schauspieler vor neuen Herausforderungen, ihre Rechte am eigenen Bild und der eigenen Stimme zu schützen. In diesem Kapitel wird der rechtliche Rahmen für Persönlichkeitsrechte untersucht, wobei der Schwerpunkt auf dem neuen europäischen KI-Gesetz und dem Rahmenübereinkommen des Europarats über künstliche Intelligenz liegt.
Da KI die Arbeitswelt in den AV-Industrien umgestaltet, sind ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt eindeutig einer der stärksten Anlässe zur Sorge. Von den jüngsten Streiks in den USA bis hin zu neuen arbeitspolitischen Maßnahmen in der EU wird in diesem Kapitel erforscht, wie KI traditionelle Rollenverhältnisse, insbesondere in den Kreativindustrien, zerstört. Darüber hinaus werden die Reaktionen von Interessenträgern wie Verwertungsgesellschaften, Gewerkschaften und verschiedenen beteiligten Verbänden und Vereinigungen untersucht.
Ein weiteres kritisches Thema ist die Fähigkeit von KI, Desinformationen im AV-Sektor zu erstellen und zu verbreiten. Das Kapitel skizziert, wie KI gefälschte Inhalte (Texte und Bilder, Deepfakes und Audiodateien) erzeugen kann, die wiederum als Waffe zur Irreführung des Publikums eingesetzt werden können. Es bietet einen Abriss der derzeitigen Vorschriften zur Bekämpfung der Verbreitung von Desinformationen und zur Wahrung der Medienintegrität. Auch die Möglichkeit der Faktenprüfung durch KI-Modelle selbst wird betrachtet.
KI kann kulturelle Vielfalt und den Medienpluralismus sowohl fördern als auch gefährden. Durch die Personalisierung von Inhalten kann KI ungewollt Vorurteile verstärken und die Wahrnehmung unterschiedlicher Perspektiven einschränken. In diesem Kapitel wird erörtert, wie rechtliche Rahmenbedingungen diese Auswirkungen abmildern und einen vielfältigen Inhaltekonsum fördern können.
Teil vier wirft einen Blick auf die Zukunft der Regulierung in diesem Bereich und auf die ethischen und gesellschaftlichen Dilemmas, mit denen wir in den kommenden Jahren konfrontiert sein werden.
In einem zukunftsorientierten Kapitel wird hinterfragt, ob die derzeitigen KI-Vorschriften zukunftssicher und geeignet sind, den Herausforderungen der KI im AV-Sektor zu begegnen. Vor allem fehlt es an unmittelbar verbindlichen, sektorspezifischen Regelungen. Die Autoren erörtern diese Regulierungslücke, das heißt inwieweit bestehende Rechtsvorschriften indirekt KI-Systeme im audiovisuellen Sektor betreffen und ob neu geschaffene Rahmenwerke die spezifischen Risiken und Herausforderungen des Sektors angemessen thematisieren.
Das letzte Kapitel dieses Berichts befasst sich mit den weiterreichenden ethischen Auswirkungen von KI in der AV-Industrie. Themen wie Authentizität, das Potenzial von KI, die Realität zu verzerren, und die gesellschaftlichen Auswirkungen KI-generierter Inhalte werden eingehend erörtert. Der Bericht unterstreicht den Bedarf an ethischen Richtlinien, da sich KI weiterentwickelt und immer mehr kreative Prozesse, Arbeitsfunktionen und Konsummodelle durchdringt.
Eine wegweisende Pflichtlektüre für alle, die die gegenwärtigen und möglichen künftigen Auswirkungen von KI auf den audiovisuellen Sektor in den Griff bekommen wollen.