Zurück Produktionsanreize werden zweitwichtigste Finanzierungsquelle für 2021 angelaufene europäische Spielfilme

Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle veröffentlicht neuen kostenlosen Bericht zur Finanzierung europäischer Spielfilme
Produktionsanreize werden zweitwichtigste Finanzierungsquelle für 2021 angelaufene europäische Spielfilme

Zum Download "Fiction film financing in Europe: A sample analysis of films released in 2021" geht's hier

 

Dieser neue Bericht stellt fest: 

  • Während direkte öffentliche Förderung mit 26 % des Gesamtfinanzierungsvolumens weiterhin die wichtigste Einzelfinanzierungsquelle für europäische Spielfilme bleibt, wurden Produktionsanreize mit 21 % des Gesamtfinanzierungsvolumens erstmals zur zweitwichtigsten Finanzierungsquelle. (Der Bericht definiert direkte öffentliche Förderung als öffentliche Mittel von nationalen, regionalen und lokalen Stellen im Herkunftsland sowie von Ländern mit Minderheitsfinanzierung und von supranationalen Quellen. Produktionsanreize umfassen sowohl nationale als auch ausländische Produktionsanreize.)
  • Das mittlere Budget eines 2021 angelaufenen oder für den Kinostart vorgesehenen europäischen Spielfilms beträgt EUR 2,12 Millionen.
  • Sowohl die durchschnittlichen Budgets als auch die Finanzierungsstrukturen unterscheiden sich von Markt zu Markt erheblich. Insbesondere der prozentuale Anteil der direkten öffentlichen Förderung an der Filmfinanzierung nimmt mit zunehmender Marktgröße und zunehmendem Budgetvolumen ab.

Hintergrund dieses Berichts:

Der vorliegende Jahresbericht ist das Ergebnis einer umfangreichen Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle als Teil des Europarats in Straßburg und dem EFARN-Netzwerk (European Film Agency Research Network). Er soll konkrete Zahlen bereitstellen, wie europäische Kinospielfilme finanziert werden, wobei er eine ganzheitliche gesamteuropäische Perspektive bietet und Arbeiten, die auf nationaler Ebene ausgeführt wurden, ergänzt. 

Gestützt auf eine faktische Budgetanalyse von 448 europäischen Realspielfilmen, die 2021 angelaufen sind oder für den Kinostart vorgesehen waren, ist dies wahrscheinlich die größte aktuell verfügbare europäische Datenauswahl zur Analyse der Finanzierung europäischer Spielfilme für dieses Jahr. Der Bericht gewährt einzigartige, auf Tatsachen gestützte Einblicke in ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Fragen, von einer Quantifizierung des durchschnittlichen Budgets europäischer Kinospielfilme bis hin zur Bedeutung individueller Finanzquellen.

Finanzierungsstruktur europäischer Kinospielfilme

2021 beruht die Finanzierung europäischer Kinospielfilme weiterhin in erster Linie auf fünf unterschiedlichen Finanzierungsquellen: direkte öffentliche Förderung, Produktionsanreize, Investitionen von Rundfunkveranstaltern, Investitionen von Produzenten und Vorabverkäufe. (Investitionen von Rundfunkveranstaltern umfassen sowohl Koproduktionsinvestitionen von Rundfunkveranstaltern als auch Vorabverkäufe an Rundfunkveranstalter mit Sitz in einem der koproduzierenden Länder. Vorabverkäufe umfassen nationale und internationale Vorverkäufe; Vorabverkäufe im Herkunftsland.)

Die wichtigste Einzelfinanzierungsquelle ist eindeutig direkte öffentliche Förderung, auf die 26 % des gesamten in der Analyse erfassten Finanzierungsvolumens entfallen. Auf die direkte öffentliche Förderung folgen Produktionsanreize mit 21 % an der Gesamtfinanzierung, während Investitionen von Produzenten (außer Rundfunkveranstalter) 18 % der Gesamtfinanzierung ausmachen, knapp vor den Investitionen von Rundfunkveranstaltern (17 %). Auf Vorabverkäufe (ohne Rundfunkrechte) entfallen 13 % der Gesamtfinanzierung. Andere Finanzierungsquellen wie Privatkapital, Fremdfinanzierung oder Sacheinlagen sind aus kumulativer Sicht vernachlässigbar.

Es scheint zwischen den Ländern jedoch wesentliche strukturelle Unterschiede bei der Frage zu geben, wie Kinospielfilme finanziert werden. Einige dieser Unterschiede stehen offensichtlich im Zusammenhang mit der Marktgröße. Zwei augenfällige Unterschiede betreffen direkte öffentliche Förderung und Produktionsanreize.  Die Daten besagen eindeutig, dass das Gewicht direkter öffentlicher Förderung bei der Filmfinanzierung mit zunehmender Marktgröße sinkt und umgekehrt. Während öffentliche Förderung in den vier großen Auswahlmärkten lediglich für 18 % der Gesamtfinanzierung steht, macht sie 44 % in mittelgroßen und 58 % in kleinen Auswahlmärkten aus. 

Im Gegensatz dazu scheint der Anteil der Produktionsanreize an der Finanzierung mit der Marktgröße zu steigen, von lediglich 3 % in kleinen über 14 % in mittelgroßen bis hin zu 24 % in großen Märkten (25 % ohne französische Filme). Auch die Bedeutung von Investitionen von Produzenten und Vorabverkäufen scheint in kleinen und mittelgroßen Märkten im Vergleich zu großen Märkten vergleichsweise gering zu sein.

Aufschlüsselung des kumulierten Finanzierungsvolumens nach Quellen (2021)

Nach prozentualem Anteil; basierend auf allen 482 Auswahlfilmen

Quelle : Europäische Audiovisuelle Informationsstelle

Budgets von Kinospielfilmen in Europa

Laut betrachteter Datenauswahl [siehe unten die Hinweise zur Methodik] beträgt das durchschnittliche Budget eines 2021 angelaufenen europäischen Kinospielfilms EUR 2,97 Mio., während sich das mittlere Budget der Auswahl auf EUR 2,12 Millionen beläuft. 

Durchschnittliche Budgets unterscheiden sich jedoch stark von Land zu Land. Es ist nicht verwunderlich, dass durchschnittliche Budgets in größeren Märkten höher und in Ländern mit geringerem Zuschauerpotenzial niedriger sind, da die Verwertung auf nationalen Märkten für die meisten Filme nach wie vor entscheidend ist. Das mittlere Budget für europäische Spielfilme aus Deutschland, Frankreich, Italien oder dem Vereinigten Königreich (den großen Märkten in dieser Auswahl) beläuft sich 2021 auf EUR 2,7 Mio., verglichen mit EUR 1,8 Mio. für Spielfilme, die in einem europäischen Markt mittlerer Größe produziert wurden, und EUR 0,7 Mio. für Spielfilme von kleinen Märkten.

Methodik

Die vorliegende Analyse stützt sich auf eine Datenauswahl, welche detaillierte Finanzierungspläne für 448 im Jahr 2021 angelaufene oder für den Kinostart vorgesehene europäische Realspielfilme aus 22 europäischen Ländern umfasst. Die Datenauswahl beinhaltet sowohl rein nationale Produktionen als auch Koproduktionen mit europäischer Mehrheitsbeteiligung. Es geht um ein Gesamtfinanzierungsvolumen von EUR 1,33 Milliarden. Geschätzt erfasst die Datenauswahl 43 % aller 2021 gestarteten europäischen Spielfilme.       

 

Strassburg 30. April 2024
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