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Welche Regelungen und Fördermaßnahmen gibt es in Europa zur Unterstützung der Filmvorführbranche?
Nach dem Start von Top Gun Maverick flüsterte Spielberg bekanntlich Tom Cruise zu: „Du hast Hollywood den Hintern gerettet. Und wahrscheinlich hast du den Kinoverleih gerettet.“ Dieser Blockbuster half, den Kinobetrieb nach COVID auf beiden Seiten des Atlantiks wieder auf die Beine zu bringen. Aber in Europa setzen wir auf nachhaltigere und strukturelle Unterstützungskonzepte wie Regulierung und öffentliche Fördermittel als konkrete Maßnahmen, um die Vorführbranche wieder auf Kurs zu bringen. Aber wie funktioniert das?
Der jüngste Bericht der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle „Curtains up on regulation and support measures for the cinema exhibition sector“ (Vorhang auf: Regulierungs- und Fördermaßnahmen für die Filmvorführbranche)“ befasst sich mit den Feinheiten der rechtlichen Rahmenbedingungen und Fördermechanismen, die für die Filmvorführlandschaft in Europa bestimmend sind. Er wurde von Sophie Valais, der stellvertretenden Abteilungsleiterin der Informationsstelle für juristische Informationen verfasst.
Das erste Kapitel bietet einen ausführlichen Überblick über die Filmvorführbranche und zeichnet deren geschichtliche Entwicklung vom späten 19. Jahrhundert bis heute nach. Das Feld der Filmvermarktung wird mit detaillierten Angaben zur Wertschöpfungskette von der Vorproduktion bis zur kommerziellen Veröffentlichung beleuchtet. Der Abschnitt zeigt die Rolle von Verleihern und Kinobetreibern bei der Kinoverwertung von Filmen auf und untersucht die Markttrends einschließlich der Kinobesucherzahlen und der Struktur der europäischen Einspielergebnisse. Darüber hinaus befasst sich das Kapitel mit neuen Strategien zur Gewinnung von Kinopublikum in einer Zeit, die immer mehr von Streamingdiensten dominiert wird; ein Trend, der sich bereits vor der COVID-Pandemie abzeichnete, durch sie aber noch verstärkt wurde.
In Kapitel zwei wird der duale Ansatz Europas bei staatlichen Interventionen im Kinosektor analysiert. Es bietet einen umfassenden Überblick über die Wettbewerbsregeln einerseits und die sektorspezifischen Vorschriften zur Gewährleistung kulturpolitischer Ziele andererseits. Zudem finden sich in diesem Kapitel konkrete Beispiele für nationale Regulierungsinstrumente sowohl auf wirtschaftlicher (zum Beispiel Sondergenehmigungen für den Kinobetrieb, Gutscheine für bestimmte Zuschauergruppen) als auch auf kultureller Ebene (zum Beispiel Quoten, Verpflichtungen oder Boni zur Förderung der Programmvielfalt), die die große Vielfalt der Ansätze in Europa widerspiegeln. Das Kapitel umreißt darüber hinaus den einschlägigen EU-Rechtsrahmen und geht auf Fragen wie Kinoexklusivität, Verwertungsfenster und Territorialität ein. Zusätzlich befasst sich die Autorin mit den EU-Regeln für Wettbewerb und staatliche Beihilfen, wie sie für den Kinosektor gelten, und liefert eine eingehende Analyse des rechtlichen Umfelds, das die Vielfalt und Nachhaltigkeit des Kinos in Europa stützt.
In Kapitel drei werden die europäischen Mechanismen der öffentlichen Kinoförderung skizziert und die Entwicklung der öffentlichen Filmpolitik vom Begriff der „kulturellen Ausnahme“ zum umfassenderen Konzept der „kulturellen Vielfalt“ dargestellt. Zudem werden die Bedingungen erläutert, unter denen staatliche Beihilfen nach dem EU-Wettbewerbsrecht als mit dem Gemeinsamen Markt vereinbar gelten, und die Bewertungskriterien für nationale Förderregelungen nach der Kinomitteilung 2013 betrachtet. Des Weiteren werden verschiedene nationale und supranationale Förderprogramme untersucht, zum Beispiel die Unterstützung von Programmkinos und Kinos in ländlichen Gebieten, die Renovierung von Kinos sowie innovative Strategien zur Gewinnung neuer Zuschauer. Die Autorin hebt darüber hinaus die unterschiedlichen Ansätze zur Förderung von Filmvertrieb und -vorführung in Europa hervor.
In ihrer Schlussfolgerung unterstreicht die Autorin die Bedeutung des gemeinschaftlichen Kinoerlebnisses als Eckpfeiler des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Sie betont die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes, der technologische Innovation mit öffentlichen Maßnahmen zur Unterstützung der Vorführbranche verbindet. Der Bericht schließt mit der Feststellung, dass „ein vielschichtiger Rechtsrahmen in Verbindung mit Initiativen der Branche und einem aktualisierten Fokus auf Inklusion, Nachhaltigkeit und Repräsentation der Kinobranche helfen kann, die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu meistern und die Lebensfähigkeit und kulturelle Vielfalt der europäischen Filmlandschaft zu sichern“.
Eine unverzichtbare Lektüre für politische Entscheidungsträger, Kinobetreiber und Interessenträger der audiovisuellen Industrie, die wertvolle Einblicke in die Regulierungs- und Fördermaßnahmen bietet, die der Filmvorführbranche in Europa derzeit zur Verfügung stehen.