Zum Download "Fiction film financing in Europe: A sample analysis of films released in 2020" geht's hier
Dieser neue Bericht stellt fest:
- Das mittlere Budget eines 2020 angelaufenen oder für den Kinostart vorgesehenen europäischen Spielfilms beträgt EUR 2,06 Mio.
- Die größte Finanzierungsquelle ist eindeutig direkte öffentliche Finanzierung, welche 26 % der Gesamtfinanzierung ausmacht, gefolgt von Rundfunkinvestitionen (20 %) und Investitionen von Produzenten (18 %). (Dieser Text wurde am 10.2.2023 korrigiert, um ihn an die korrekten Angaben in der Excel-Tabelle unten anzupassen. Wir hatten zuvor geschrieben: Die größte Finanzierungsquelle ist eindeutig direkte öffentliche Finanzierung, welche 26 % der Gesamtfinanzierung ausmacht, gefolgt von Investitionen von Produzenten und von Rundfunkveranstaltern, die jeweils 18 % der Gesamtfinanzierung ausmachen.)
- Der prozentuale Anteil der direkten öffentlichen Förderung an der Filmfinanzierung nimmt mit zunehmender Marktgröße und zunehmendem Budgetvolumen ab.
Der vorliegende Bericht ist das Ergebnis einer umfangreichen Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle als Teil des Europarats in Straßburg und dem EFARN-Netzwerk (European Film Agency Research Network). Er wurde von Martin Kanzler, dem stellvertretenden Abteilungsleiter der Informationsstelle für Marktinformationen verfasst.
Dieser jährliche Bericht soll konkrete Zahlen bereitstellen, wie europäische Kinospielfilme finanziert werden, wobei er eine ganzheitliche gesamteuropäische Perspektive bietet und Arbeiten, die auf nationaler Ebene ausgeführt wurden, ergänzt. Gestützt auf eine faktische Budgetanalyse von 482 europäischen Realspielfilmen, die 2020 angelaufen sind oder für den Kinostart vorgesehen waren, ist dies wahrscheinlich die größte aktuell verfügbare europäische Datenauswahl zur Analyse der Finanzierung europäischer Spielfilme für dieses Jahr. Der Bericht gewährt einzigartige, auf Tatsachen gestützte Einblicke in ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Fragen, von einer Quantifizierung des durchschnittlichen Budgets europäischer Kinospielfilme bis hin zur Bedeutung individueller Finanzquellen.
Während die Zahl der Auswahlfilme im Jahr 2020 deutlich gegenüber 651 angelaufenen Filmen 2019 auf 482 Filme zurückging, was eindeutig den Rückgang an Kinostarts aufgrund der Schließung von Kinos 2020 widerspiegelt, konnten in der Finanzierungsstruktur der Filme keine signifikanten Veränderungen festgestellt werden. Dies ist sehr wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Filme, die 2020 in die Kinos kamen, bereits finanziert waren, als die Pandemie ausbrach. Mögliche Auswirkungen auf die Finanzierung werden sich vermutlich erst in Daten zu Filmen mit Kinostart von 2021 bis 2023 zeigen.
Budgets von Kinospielfilmen in Europa
Laut betrachteter Datenauswahl [siehe unten die Hinweise zur Methodik] beträgt das durchschnittliche Budget eines 2020 angelaufenen europäischen Kinospielfilms EUR 3,02 Mio., während sich das mittlere Budget der Auswahl auf EUR 2,06 Mio. beläuft. Durchschnittliche Budgets unterscheiden sich jedoch stark von Land zu Land. Es ist nicht verwunderlich, dass durchschnittliche Budgets in größeren Märkten höher und in Ländern mit geringerem Zuschauerpotenzial niedriger sind, da die Verwertung auf nationalen Märkten für die meisten Filme nach wie vor entscheidend ist. Das mittlere Budget für europäische Spielfilme aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen oder dem Vereinigten Königreich (den großen Märkten in dieser Auswahl) beläuft sich 2020 auf EUR 2,7 Mio., verglichen mit EUR 1,8 Mio. für Spielfilme, die in einem europäischen Markt mittlerer Größe produziert wurden, und EUR 1,1 Mio. für Spielfilme von kleinen Märkten.
Finanzierungsstrukturen für Kinospielfilme in Europa
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle
2020 beruht die Finanzierung europäischer Kinospielfilme in erster Linie auf fünf unterschiedlichen Finanzierungsquellen: direkte öffentliche Förderung, Investitionen von Rundfunkveranstaltern, Investitionen von Produzenten, Vorabverkäufe und steuerliche Anreize. Die wichtigste Finanzierungsquelle ist eindeutig direkte öffentliche Förderung, die 26 % ausmacht. Auf die direkte öffentliche Finanzierung folgen Investitionen von Rundfunkveranstaltern mit 20 % an der Gesamtfinanzierung, während Investitionen von Produzenten (außer Rundfunkveranstalter) 18 % der Gesamtfinanzierung ausmachen, knapp vor den Produktionsanreizen (17 %). Auf Vorabverkäufe (ohne Rundfunkrechte) entfallen 14 % der Gesamtfinanzierung. Andere Finanzierungsquellen wie Privatkapital, Fremdfinanzierung oder Sacheinlagen sind aus kumulativer Sicht vernachlässigbar.
Es scheint zwischen den Ländern jedoch wesentliche strukturelle Unterschiede bei der Frage zu geben, wie Kinospielfilme finanziert werden. Einige dieser Unterschiede stehen offensichtlich im Zusammenhang mit der Marktgröße.
Die beiden augenfälligsten Unterschiede betreffen direkte öffentliche Förderung und Vorabverkäufe. Die Daten besagen eindeutig, dass das Gewicht direkter öffentlicher Förderung bei der Filmfinanzierung mit zunehmender Marktgröße sinkt und umgekehrt. Während öffentliche Förderung in den fünf größten Auswahlmärkten lediglich für 20 % der Gesamtfinanzierung steht, macht sie 44 % in mittelgroßen und 58 % in kleinen Auswahlmärkten aus.
Im Gegensatz dazu nimmt die Bedeutung von Vorabverkäufen (außer denen an Rundfunkveranstalter) als Finanzierungsquelle mit der Marktgröße ab. Vorabverkäufe sind eher in großen Märkten von Bedeutung, wo sie 2020 15 % (18 % ohne französische Filme) im Vergleich zu „nur“ 10 % in mittelgroßen und 9 % in kleinen Auswahlmärkten ausmachen.
Methodik
Die vorliegende Analyse stützt sich auf eine Datenauswahl, welche detaillierte Finanzierungspläne für 482 im Jahr 2020 angelaufene oder für den Kinostart vorgesehene europäische Realspielfilme aus 27 europäischen Ländern umfasst. Die Datenauswahl beinhaltet sowohl rein nationale Produktionen als auch Koproduktionen mit europäischer Mehrheitsbeteiligung. Es geht um ein Gesamtfinanzierungsvolumen von EUR 1,45 Milliarden. Geschätzt erfasst die Datenauswahl 64 % aller 2020 gestarteten europäischen Spielfilme.