“Female professionals in European film production: 2015-2024 figures” hier herunterladen
Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle, Teil des Europarats in Straßburg, hat gerade eine neue Ausgabe ihres Berichts “Female professionals in European film production: 2015-2024 figures veröffentlicht. Dieser Bericht analysiert die Geschlechterungleichheit für sechs Kategorien von Mitarbeitenden hinter der Kamera: Regie, Drehbuch, Produktion, Kamera, Komposition und Montage.
Dieser neue Bericht besagt:
- Zwischen 2020 und 2024 stellten Frauen 27 % der in der Produktion europäischer Spielfilme beschäftigten Fachkräfte. Drei kumulative Faktoren gelten für die meisten der in diesem Bericht bewerteten Rollen:
o Ein geringer Anteil von Frauen an der aktiven Fachkräfteschaft.
o Weniger Aufträge für aktive weibliche Fachkräfte.
o Die Arbeit wird häufiger mit anderen Fachkräften gemeinsam ausgeführt (Drehbuchautorinnen schreiben zum Beispiel häufiger im Team als ihre männlichen Kollegen).
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / LUMIERE
Hinweis: Der Frauenanteil ist zusammenfassend für alle fachlichen Rollen berechnet: Regie, Drehbuch, Produktion, Kamera, Komposition und Montage. Filme mit unterschiedlich detaillierten Angaben zu den verschiedenen Crew-Rollen sind eingeschlossen.
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / LUMIERE
Hinweis: In diesem Zusammenhang bezieht sich “female led” („von Frauen geleitet“) auf Spielfilme, in denen eine Mehrheit (≥ 60%) der Fachkräfte unter Berücksichtigung aller in diesem Bericht betrachteten Rollen weiblich ist. Die Prozentzahlen neben den Zeitkurven geben die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate an.
- Der Frauenanteil unter den aktiven europäischen Filmschaffenden, bei Filmaufträgen und bei von Frauen geleiteten Teams stieg von 2015 bis 2024 im Durchschnitt jedes Jahr um weniger als einen Prozentpunkt.
- Geschlechterungleichheit variiert je nach Beruf. Zwischen 2020 und 2024 war der Anteil weiblicher Fachkräfte in den Bereichen Produktion (34 %), Drehbuch (31 %) und Montage (30 %) höher, bei Regie (27 %) lag er im Durchschnitt, bei Kamera (14 %) und Komposition (13 %) hingegen deutlich darunter.
- Weibliche Fachkräfte scheinen stärker vertreten zu sein, wenn mehrere Fachkräfte in einer Rolle zusammenarbeiten, wie es bei Produktions- und Drehbuchteams der Fall ist. Umgekehrt sind Frauen eher unterrepräsentiert, wenn die Rolle in der Regel von einer einzigen Fachkraft besetzt ist, zum Beispiel Regie, Kamera oder Komposition.
- Doch selbst bei Rollen, in denen mehrere Fachkräfte für Drehbuch oder Produktion eines Films verantwortlich sind, werden die Teams überwiegend von männlichen Fachkräften geleitet. So wurden zwischen 2020 und 2024 31 % der Drehbücher von Autorinnen verfasst, der Anteil von Frauen geleiteter Drehbuchteams betrug jedoch lediglich 22 %, während der Anteil von Männern geleiteter Teams bei 64 % lag.
- Im Zehnjahreszeitraum von 2015 bis 2024 ist der Anteil der weiblichen Fachkräfte - wenn auch nur moderat - gestiegen. Vergleicht man die durchschnittlichen Anteile der Zeiträume 2015-2019 und 2020-2024, so hat sich der Anteil weiblicher Fachkräfte in Bezug auf die aktive Fachkräfteschaft, die Aufträge und die von Frauen geleiteten Teams lediglich um 3 % erhöht. 2024 lag der Gesamtanteil der aktiven weiblichen Fachkräfte bei 26 %, gefolgt von einem Frauenanteil an den Aufträgen von 24 % und einem Anteil an von Frauen geleiteten Teams von 10 %.
- Betrachtet man die einzelnen fachlichen Rollen, so ergibt sich folgendes Bild. Ein Vergleich der durchschnittlichen Anteile für die Zeiträume 2015-2019 und 2020-2024 zeigt, dass der Anteil der Regisseurinnen um 3 % gestiegen ist. Rollen mit sehr geringem Frauenanteil wie Komposition und Kamera haben sich leicht verbessert (+4 % bzw. +2 %). Bei Rollen mit einem überdurchschnittlich hohen Frauenanteil wie Produktion und Drehbuch gab es indessen einen Zuwachs von 4 %. Der Anteil der Frauen im Bereich Montage blieb jedoch im Vergleich dieser beiden Zeiträume nahezu unverändert (ein Anstieg von lediglich 1 %).
- Das Genre des Dokumentarfilms hat die höchste weibliche Präsenz. Bei Dokumentarfilmen ist der Anteil weiblicher Fachkräfte in allen Rollen im Durchschnitt höher als bei anderen Filmgenres.
- Zur Veranschaulichung: Legt man die durchschnittlichen Wachstumsraten der Frauenanteile in den letzten zehn Jahren zugrunde, würde Gleichstellung der Geschlechter in folgenden Jahren erreicht: beim Drehbuch 2043, bei Regie 2047, bei Komposition 2061, bei Montage 2074 und bei Produktion 2077. Beim derzeitigen Tempo wäre eine Gleichstellung der Geschlechter bei Kamera erst 2204 erreicht. Nimmt man alle Rollen zusammen, wäre Geschlechterparität bei der Produktion europäischer Spielfilme 2047 erreicht.
- Es gibt jedoch einen eher ermutigenden Aspekt, der dazu beitragen könnte, dass Geschlechterparität schneller erreicht wird. Frauen einer Rolle arbeiten eher mit Frauen anderer Rollen zusammen. So ist zum Beispiel der Anteil der Drehbuchautorinnen und Produzentinnen deutlich höher, wenn eine Frau Regie führt, und auch der Anteil der Werke, die hauptsächlich von Frauen geschrieben oder produziert werden, ist höher. Fortschritte in einer Rolle dürften daher positive Auswirkungen auf die anderen haben.