“Female professionals in European TV/SVOD fiction production - 2015-2023 Figures” hier herunterladen
Eine neue Ausgabe des Berichts “Female professionals in European TV/SVOD fiction production - 2015-2023 Figures” wurde gerade von der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle, Teil des Europarats in Straßburg, veröffentlicht. Dieser Bericht enthält eine Analyse der Geschlechterungleichheit für sechs Kategorien von Mitarbeitenden hinter der Kamera: Regie, Drehbuch, Produktion, Kamera, Komposition und Montage.
Dieser neue Bericht besagt:
- Zwischen 2019 und 2023 lag der Anteil der weiblichen Fachkräfte an der Produktion europäischer TV- und SVoD-Fiktion bei 27 %. Drei kumulative Faktoren gelten für die meisten der in diesem Bericht bewerteten Rollen:
o Geringer Frauenanteil an der aktiven Fachkräfteschaft.
o Weniger Aufträge für weibliche Fachkräfte.
o Die Arbeit wird häufiger mit anderen Fachkräften gemeinsam ausgeführt (Drehbuchautorinnen schreiben zum Beispiel häufiger im Team als ihre männlichen Kollegen).
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle - Auswertung von media-press.tv-Daten
- Geschlechterungleichheit variiert je nach Beruf. Zwischen 2019 und 2023 war der Anteil weiblicher Fachkräfte in den Bereichen Produktion (43 %) und Drehbuch (37 %) höher, bei Montage (31 %) und Regie (27 %) lag er nahe am Durchschnitt und bei Komposition (10 %) und Kamera (10 %) war er deutlich niedriger.
- Weibliche Fachkräfte scheinen stärker vertreten zu sein, wenn mehrere Fachkräfte in einer Rolle zusammenarbeiten, wie es bei Produktions- und Drehbuchteams der Fall ist. Umgekehrt sind Frauen eher unterrepräsentiert, wenn die Rolle in der Regel von einer einzigen Fachkraft besetzt ist (zum Beispiel Regie oder Kamera).
- Doch selbst bei Rollen, in denen mehrere Fachkräfte für Drehbuch oder Produktion eines Werks verantwortlich sind, werden die Teams allermeist von männlichen Fachkräften geleitet. Zwischen 2019 und 2023 entfielen beispielsweise zwar 37 % der Drehbücher für audiovisuelle Fiktion auf Autorinnen; lediglich 26 % aller Drehbuchteams standen unter weiblicher Leitung, verglichen mit 59 % von Männern geleiteten Teams und 15 % geschlechterparitätischen Teams.
- Sowohl in Bezug auf die aktive Fachkräfteschaft als auch auf Aufträge ist der Anteil weiblicher Fachkräfte seit 2015 generell gestiegen, wenn auch nur um bescheidene 4 % (insgesamt stieg der Anteil der Frauen in allen Rollen von 23 % im Zeitraum 2015-2018 auf 27 % im Zeitraum 2019-2023).
- Einige Fortschritte sind bei der Rolle Regie zu erkennen, die einen durchschnittlichen Frauenanteil aufweist (8 % mehr Frauen zwischen 2015-2018 und 2019-2023). Bei den anderen beruflichen Rollen waren die Fortschritte langsamer. Rollen mit einem ohnehin sehr niedrigen Frauenanteil wie Komposition (+4 %) und Kamera (+3 %) haben sich leicht verbessert. Rollen mit einem überdurchschnittlich hohen Frauenanteil wie Drehbuch und Produktion veränderten sich ebenfalls nur langsam (jeweils +4 %). Der Anteil der Cutterinnen stagnierte vollständig (+0 %) zwischen 2015-2018 und 2019-2023.
- Zur Veranschaulichung: Legt man die durchschnittlichen Wachstumsraten der Frauenanteile in den letzten neun Jahre zugrunde, würde dies bedeuten, dass eine Gleichstellung der Geschlechter bei der Produktion 2030, bei Regie 2035, beim Drehbuch 2036, bei Komposition 2063 und bei Kamera 2103 erreicht wäre. Gleichstellung von Frauen im Bereich Montage würde beim derzeitigen Tempo überhaupt nicht erreicht. Nimmt man alle Rollen zusammen, wäre Geschlechterparität bei der Produktion europäischer TV- und SVoD-Fiktion 2046 erreicht.
- Es gibt jedoch einen eher ermutigenden Aspekt, der dazu beitragen könnte, dass Geschlechterparität schneller erreicht wird. Frauen einer Rolle arbeiten eher mit Frauen anderer Rollen zusammen; so ist beispielsweise der Anteil der Drehbuchautorinnen oder Produzentinnen deutlich höher, wenn eine Frau Regie führt; Gleiches gilt für Werke, die hauptsächlich von Frauen geschrieben oder produziert werden. Fortschritte in einer Rolle dürften daher positive Auswirkungen auf die anderen haben.