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Dieser neue Bericht stellt fest:
- Direkte öffentliche Förderung blieb mit einem Anteil von 27 % am Gesamtfinanzierungsvolumen die wichtigste Finanzierungsquelle für europäische Kinospielfilme. Produktionsanreize blieben das zweite Jahr in Folge die zweitwichtigste Finanzierungsquelle, auf die 20 % des gesamten Finanzierungsvolumens entfielen. (Der Bericht definiert direkte öffentliche Förderung als öffentliche Mittel von nationalen, regionalen und lokalen Stellen im Herkunftsland sowie von Ländern mit Minderheitsfinanzierung und von supranationalen Quellen. Produktionsanreize umfassen sowohl nationale als auch ausländische Produktionsanreize.)
- Das mittlere Budget eines 2022 angelaufenen oder für den Kinostart vorgesehenen europäischen Realspielfilms betrug EUR 2,19 Millionen.
- Sowohl die durchschnittlichen Budgets als auch die Finanzierungsstrukturen unterscheiden sich von Markt zu Markt erheblich. Insbesondere der prozentuale Anteil der direkten öffentlichen Förderung an der Filmfinanzierung nimmt mit zunehmender Marktgröße und zunehmendem Budgetvolumen ab.
Der vorliegende Jahresbericht ist das Ergebnis einer umfangreichen Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle als Teil des Europarats in Straßburg und dem EFARN-Netzwerk (European Film Agency Research Network). Er soll konkrete Zahlen bereitstellen, wie europäische Kinospielfilme finanziert werden, wobei er eine ganzheitliche gesamteuropäische Perspektive bietet und Arbeiten, die auf nationaler Ebene ausgeführt wurden, ergänzt.
Gestützt auf eine faktische Budgetanalyse von 713 europäischen Realspielfilmen, die 2022 angelaufen sind oder für den Kinostart vorgesehen waren, ist dies wahrscheinlich die größte aktuell verfügbare europäische Datenauswahl zur Analyse der Finanzierung europäischer Spielfilme für dieses Jahr. Der Bericht gewährt einzigartige, auf Tatsachen gestützte Einblicke in ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Fragen, von einer Quantifizierung des durchschnittlichen Budgets europäischer Kinospielfilme bis hin zur Bedeutung individueller Finanzquellen.
Finanzierungsstruktur europäischer Kinospielfilme
2022 beruhte die Finanzierung europäischer Kinospielfilme weiterhin in erster Linie auf fünf unterschiedlichen Finanzierungsquellen: direkte öffentliche Förderung, Produktionsanreize, Investitionen von Rundfunkveranstaltern, Investitionen von Produzenten und Vorabverkäufe (Investitionen von Rundfunkveranstaltern umfassen sowohl Koproduktionsinvestitionen von Rundfunkveranstaltern und Vorabverkäufe an Rundfunkveranstalter mit Sitz in einem der koproduzierenden Länder. Vorabverkäufe umfassen nationale und internationale Vorverkäufe; Vorabverkäufe im Herkunftsland.)
Die wichtigste Einzelfinanzierungsquelle war eindeutig direkte öffentliche Förderung, auf die 27 % des gesamten in der Analyse erfassten Finanzierungsvolumens entfielen. Auf die direkte öffentliche Förderung folgten Produktionsanreize mit 21 % an der Gesamtfinanzierung, während die Investitionen von Rundfunkveranstaltern 18 % ausmachten, knapp vor den Investitionen von Produzenten (ohne Rundfunkveranstalter) und den Vorabverkäufen (ohne Rundfunkrechte) mit 16 % bzw. 15 %. Andere Finanzierungsquellen wie VoD-Investitionen, Privatkapital, Fremdfinanzierung oder Sacheinlagen sind aus kumulativer Sicht vernachlässigbar.
Es scheint zwischen den Ländern jedoch wesentliche strukturelle Unterschiede bei der Frage zu geben, wie Kinospielfilme finanziert werden. Einige dieser Unterschiede stehen offensichtlich im Zusammenhang mit der Marktgröße. Zwei augenfällige Unterschiede betreffen direkte öffentliche Förderung und Produktionsanreize. Die Daten besagen eindeutig, dass das Gewicht direkter öffentlicher Förderung bei der Filmfinanzierung mit zunehmender Marktgröße sinkt und umgekehrt. Während direkte öffentliche Förderung in den vier großen Auswahlmärkten lediglich für 19 % der Gesamtfinanzierung stand, machte sie 46 % in mittelgroßen und 58 % in kleinen Auswahlmärkten aus.
Im Gegensatz dazu scheint der Anteil der Produktionsanreize an der Finanzierung mit der Marktgröße zu steigen, von lediglich 8 % in kleinen über 14 % in mittelgroßen bis hin zu 23 % in großen Märkten (24 % ohne französische Filme). Auch die Bedeutung von Investitionen von Produzenten und Vorabverkäufen scheint in kleinen und mittelgroßen Märkten im Vergleich zu großen Märkten vergleichsweise gering zu sein.
Aufschlüsselung des kumulierten Finanzierungsvolumens nach Quellen (2022)
Nach prozentualem Anteil; basierend auf allen 482 Auswahlfilmen
Budgets von Kinospielfilmen in Europa
Laut betrachteter Datenauswahl [siehe unten die Hinweise zur Methodik] beträgt das durchschnittliche Budget eines 2022 angelaufenen europäischen Kinospielfilms EUR 3,03 Mio., während sich das mittlere Budget der Auswahl auf EUR 2,19 Mio. beläuft.
Durchschnittliche Budgets unterscheiden sich jedoch stark von Land zu Land. Es ist nicht verwunderlich, dass durchschnittliche Budgets in größeren Märkten höher und in Ländern mit geringerem Zuschauerpotenzial niedriger sind, da die Verwertung auf nationalen Märkten für die meisten Filme nach wie vor entscheidend ist. Das mittlere Budget für europäische Spielfilme aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen oder dem Vereinigten Königreich (den großen Märkten in dieser Auswahl) beläuft sich 2022 auf EUR 2,7 Mio., verglichen mit EUR 1,9 Mio. für Spielfilme, die in einem europäischen Markt mittlerer Größe produziert wurden, und EUR 0,9 Mio. für Spielfilme von kleinen Märkten.
Methodik
Die vorliegende Analyse stützt sich auf eine Datenauswahl, welche detaillierte Finanzierungspläne für 713 im Jahr 2022 angelaufene oder für den Kinostart vorgesehene europäische Realspielfilme aus 24 europäischen Ländern umfasst. Die Datenauswahl beinhaltet sowohl rein nationale Produktionen als auch Koproduktionen mit europäischer Mehrheitsbeteiligung. Es geht um ein Gesamtfinanzierungsvolumen von EUR 2,16 Milliarden. Geschätzt erfasst die Datenauswahl 56 % aller 2022 im Kino angelaufenen europäischen Realspielfilme.
Begriffsbestimmungen
Direkte öffentliche Förderung beinhaltet öffentliche Mittel von nationalen, regionalen und lokalen Stellen im Herkunftsland sowie von Ländern mit Minderheitsfinanzierung und von supranationalen Quellen.
Produktionsanreize umfassen sowohl nationale als auch ausländische Produktionsanreize.
Investitionen von Rundfunkveranstaltern umfassen sowohl Koproduktionsinvestitionen von Rundfunkveranstaltern als auch Vorabverkäufe an Rundfunkveranstalter mit Sitz in einem der koproduzierenden Länder.
Vorabverkäufe umfassen nationale und internationale Vorverkäufe; Vorabverkäufe im Herkunftsland.