- Bruttoeinspielergebnisse der EU erholen sich und steigen 2019 um 6,3% auf insgesamt EUR 7,20 Milliarden
- Der König der Löwen und Avengers: Endgame führen die EU-Charts mit mehr als 40 Millionen verkauften Tickets im Laufe des Kalenderjahres an
- Marktanteil europäischer Filme fällt auf 26,9%, während US-Blockbuster steil ansteigen
- EU-Filmproduktion wächst weiter auf insgesamt 1.881 produzierte Filme
Diese Zahlen sind der Ausgabe 2020 von FOCUS - World Film Market Trends entnommen, einem Bericht, der jedes Jahr für den Marché du Film erstellt wird. Journalisten können eine PDF-Kopie bei Alison Hindhaugh anfordern.
Bruttoeinspielergebnisse der EU steigen 2019 um 6,3% auf EUR 7,20 Milliarden
Nachdem die kumulierten Bruttoeinspielergebnisse in den EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2018 zum ersten Mal seit vier Jahren die 7-Milliarden-Euro-Grenze nicht überschritten hatten, erholten sie sich wieder und stiegen um geschätzte 6,3 % auf EUR 7,2 Milliarden. Das sind 430 Millionen Euro mehr als 2018, was nicht inflationsbereinigt das zweithöchste Ergebnis seit 2015 bedeutet. Der Anstieg der Bruttoeinspielergebnisse war in erster Linie auf das zugrundeliegende Wachstum der Kinobesucherzahlen zurückzuführen, die Schätzungen zufolge um 5,3 % von 954 Millionen auf über eine Milliarde verkaufte Tickets gesprungen sind, da der durchschnittliche Ticketpreis um 1,0 % auf EUR 7,20 gestiegen ist.
Im Gegensatz zu den Vorjahren entwickelten sich die Bruttoeinspielergebnisse in der EU recht einheitlich, wobei sie in 21 Ländern stiegen und nur in drei EU-Gebieten zurückgingen, während sie in zwei EU-Märkten, für die vorläufige Daten vorlagen, praktisch stabil blieben. Geographisch gesehen wurde das Wachstum der Bruttoeinspielergebnisse in der EU in erster Linie durch signifikante Zuwächse in Deutschland (+ EUR 125 Mio., +13,9 %), Frankreich (+ EUR 110 Mio., +8,3 %), Italien (+ EUR 88 Mio., +15,3%), den Niederlanden (+ EUR 35 Mio., +11,3 %) und Spanien (+ EUR 29 Mio., +5,0 %) hervorgerufen. Andererseits gingen die Bruttoeinspielergebnisse in EUR gemessen im Vereinigten Königreich (- EUR 21 Mio., -1,4 %), in Schweden (- EUR 8 Mio., -4,0 %) und Rumänien (- EUR 1 Mio., -1,0 %) leicht zurück.
Außerhalb der EU sprangen die russischen Bruttoeinspielergebnisse um 10,3 % auf RUB 55,5 Milliarden und damit auf den höchsten je verzeichneten Stand. Das dritte Jahr in Folge behauptete sich Russland als nach Besucherzahlen größter europäischer Markt knapp vor Frankreich. In der Türkei stiegen die Bruttoeinspielergebnisse um 9,0 % auf TRY 977 Millionen, was trotz eines starken Rückgangs der Kinobesucherzahlen (-15,6 %) aufgrund eines starken Anstiegs des durchschnittlichen Ticketpreises und einer hohen Inflation einen neuen Rekordstand darstellte.
Der König der Löwen und Avengers: Endgame führen 2019 die EU-Kinocharts an
Titel US-amerikanischer Studios schnitten 2019 in der EU besonders gut ab und stellten 19 der 20 Top-Titel. Disneys Live-Remake von Der König der Löwen führte mit 48,7 Millionen verkauften Tickets in den 23 EU-Märkten, für die Besucherzahlen nach Titeln vorlagen, die Charts an. Danach kam die jüngste Folge des Marvel-Franchise Avengers: Endgame mit über 41 Millionen Besuchern in der EU. Im Gegensatz zu 2018, wo es nur einem Titel gelang, mehr als 30 Millionen Tickets zu verkaufen, gab es somit im Jahr 2019 zwei Blockbuster, die die 40-Millionen-Marke überschritten. Weitere erfolgreiche Titel waren Joker (34,6 Millionen), Die Eiskönigin 2 (31,6 Millionen), Toy Story 4 (22,5 Millionen), Star Wars Episode IX (22,1 Millionen) und Aladdin (20,2 Millionen). Wie in Vorjahren gab es auch 2019 eine starke Präsenz von Franchise-Filmen: 18 Titel der Top 20 (und 9 Titel der Top 10) waren Fortsetzungen, Prequels, Spin-Offs oder Neuverfilmungen. Fünf der Top-20-Animationsfilme waren Familienanimationsfilme, gegenüber vier 2018, sechs 2017 und acht 2016.
Die französische Komödien-Fortsetzung Qu'est-ce qu'on a encore fait au bon Dieu war mit 9,3 Millionen Zuschauern der einzige nicht-amerikanische Film unter den Top-20-Titeln und der wichtigste europäische Titel des Jahres in der EU. Es folgten die Filmbiografie Bohemian Rhapsody (produziert mit Beteiligung von US-Studios (EUR inc)), die 8,0 Millionen Tickets verkaufte), Downton Abbey (7,9 Millionen) und die Filmbiografie Rocketman (6,5 Millionen).
Tabelle 1: Bruttoeinspielergebnisse, Kinobesucherzahlen und nationale Marktanteile in europäischen Ländern 2018 – 2019 vorl.
Tabelle 2: Top-20-Filme nach Besucherzahlen in der Europäischen Union 2019 vorl. (1)
Tabelle 3: Europäische Top-20-Filme nach Besucherzahlen in der Europäischen Union 2019 (inkl. EUR inc) vorl. (1)
Europäischer Marktanteil fällt auf 25,7%, während US-Anteil sprunghaft ansteigt
Der sprunghafte Anstieg der EU-Zuschauerzahlen war fast ausschließlich auf die vergleichsweise starke Leistung von US-Blockbustern zurückzuführen, da die Besucherzahlen europäischer Filme, die in Europa mit US-Beteiligung (EUR inc) produziert wurden, effektiv zurückgingen. Der geschätzte Marktanteil für US-Filme stieg daher von 62,6 % auf 68,7 % und somit den höchsten Stand seit 2013, während der Marktanteil europäischer Filme in der EU von 29,2 % auf 25,7 % und damit auf den niedrigsten Stand seit 2005 zurückging. Der Marktanteil für mit US-Beteiligung (EUR inc) produzierte Filme sank von 6,1 % auf 3,2 %, während der geschätzte Anteil für Filme aus anderen Teilen der Welt von 2,1 % auf 2,5 % stieg.
Auf nationaler Ebene waren lokale europäische Filme besonders im Vereinigten Königreich (47,1 %), Frankreich (34,8 %), Polen (28,2 %), Dänemark (27,4 %) und der Tschechischen Republik (26,5 %) erfolgreich. Außerhalb der EU war die Türkei wiederum das europäische Gebiet mit dem höchsten nationalen Marktanteil (56,9 %).
Tabelle 4: EU-Marktanteile nach Ursprungsländern 2015 – 2019 vorl.
In % der Gesamtbesucherzahlen. Vorläufige Schätzungen.
Volumen der EU-Filmproduktion 2019 weiter gestiegen
Das Volumen der EU-Filmproduktion setzte seinen langjährigen Wachstumstrend fort, da die geschätzte Zahl der in der EU produzierten Kinospielfilme von 1.807 auf 1.881 Filme im Jahr 2019 stieg. Das Volumen der EU-Filmproduktion teilt sich in geschätzte 1.135 Spielfilme (60 %) und 746 Dokumentarfilme (40 %). Der Anstieg der Produktionstätigkeit ist weiterhin auf eine wachsende Zahl internationaler Koproduktionen und Dokumentarfilme zurückzuführen.
Tabelle 5: Anzahl der in der EU produzierten Kinofilme 2015 – 2019 vorl.
Vorläufige Schätzungen.
Ausführlichere Informationen zu den einzelnen europäischen sowie internationalen Kinomärkten finden Sie im FOCUS 2020 World Film Market Trends, der von der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle für den Cannes Film Markt veröffentlicht wird.
Redaktionshinweise:
- Die Daten wurden in Zusammenarbeit mit dem EFARN-Netzwerk (European Film Agency Research Network) erhoben.
- Alle Zahlen für 2019 sind vorläufig
Ranking der Kinobesucherzahlen in der Europäischen Union (Tabellen 2 und 3)
Das gesamteuropäische Filmranking in den Tabellen 2 und 3 basiert auf Daten aus den Staaten der Europäischen Union, zu denen Ergebnisse in der Datenbank LUMIERE mit Stand vom 31. Mai 2019 erfasst waren. Diese Datenbank der Kinobesucherzahlen für Filme, die in Europa angelaufen sind, ist kostenlos online zugänglich. Sie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle und mehreren nationalen Fachquellen sowie dem MEDIA-Programm der Europäischen Union. LUMIERE enthält Kinobesucherzahlen nach Ländern für rund 49.000 Filme, die seit 1996 in Europa im Verleih sind. Teilweise sind jetzt ebenfalls Daten für 33 europäische Länder sowie den nordamerikanischen Markt für das Jahr 2019 verfügbar.
Marktanteile (Tabelle 4)
Die abgebildeten Marktanteile basieren auf einer Auswertung der Ergebnisse von Filmen, die in Mitgliedstaaten der Europäischen Union angelaufen sind, sofern der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle entsprechende Besucherzahlen zugänglich gemacht wurden. Um derartige Marktanteile berechnen zu können, muss jeder Film einem einzelnen "Ursprungsland" zugeordnet werden, was bei internationalen Koproduktionen bisweilen schwierig sein kann. In diesen Fällen versucht die Informationsstelle, das Land mit dem größten finanziellen Beitrag und/oder kreativen Einfluss auf das Projekt als Ursprungsland zu definieren. Die Informationsstelle weist seit 2005 Filme bei der Zuordnung des Ursprungslandes gesondert aus, die in einem oder mehreren Ländern Europas (oder anderswo) mit finanzieller Beteiligung aus den USA produziert wurden (durch den Zusatz 'inc' für "incoming investment"). Es ist allerdings zu beachten, dass die nachträgliche Verfügbarkeit weiterer Informationen bisweilen zu einer Neuzuordnung des Ursprungslands führen kann und dass der in der Datenbank LUMIERE angegebene Ursprung nicht immer mit den Angaben nationaler Quellen übereinstimmen muss.
Die in Tabelle 4 dargestellten vorläufigen Marktanteile in der EU im Jahr 2019 basieren auf den Besucherzahlen der einzelnen Filme, die in der Datenbank LUMIERE mit Stand vom 31. Mai 2019 erfasst waren. Zu diesem Zeitpunkt waren hiermit rund 89 % der Kinobesuche in den 23 EU-Staaten abgedeckt, für die Daten verfügbar waren. Auf Grund einiger Lücken in der Erfassung und Bereitstellung der Daten in verschiedenen Ländern ist eine 100%ige Abdeckung der Besucherzahlen derzeit nicht möglich.
Anzahl der in der Europäischen Union produzierten Kinofilme (Tabelle 5)
Eine Abschätzung der Gesamtzahl der in der EU produzierten Kinofilme ist immer noch schwierig. Gründe hierfür sind im Wesentlichen zum einen das Risiko, dass Koproduktionen doppelt gezählt werden, und zum anderen die national unterschiedlichen Verfahren bei der Erfassung dieser Daten. In der Gesamtzahl für die Europäische Union werden abendfüllende Kinofilme berücksichtigt, nicht jedoch Koproduktionen mit Minderheitsbeteiligung sowie US-amerikanische und ausländische Koproduktionen im Vereinigten Königreich. Für einige Länder sind keine separaten Datensätze für Spielfilme und Dokumentarfilme verfügbar.
- Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle ist mit einem virtuellen Stand auf dem diesjährigen Marché du Film vom 22. bis 26. Juni online vertreten und veranstaltet einen Live-Expertenchat und zeigt einen neuen Dokumentarkurzfilm zum Thema: Der audiovisuelle Sektor in Zeiten von COVID-19. Diese Online-Podiumsdiskussion findet am Dienstag, den 23. Juni von 17.00 - 18.00 Uhr (MEZ) statt.
- Hier können Sie sich kostenlos online anmelden