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Die Zahlen in dieser Pressemitteilung stammen aus der Ausgabe 2025 von FOCUS - World Film Market Trends, einem Bericht, der jedes Jahr für den Marché du Film erstellt wird. Journalisten können ein PDF-Presseexemplar unter [email protected] anfordern. FOCUS ist als kostenloses Druckexemplar für alle Marché- und Festival-Besucher am Stand der Informationsstelle erhältlich (H1 im Bereich Riviera/Marina). Der Bericht steht darüber hinaus allen Marché-Teilnehmern auf der Online-Plattform kostenlos zur Verfügung. Er kann nach dem Marché in der Buchhandlung des Europarates erworben werden.
Stabilisierung der Kinobesucherzahlen in Europa bei leichtem Rückgang 2024
2024 ging die Zahl der Kinobesucher in Europa (Mitgliedstaaten des Europarats ohne Aserbaidschan) um 1,7 % im Vergleich zum Vorjahr auf 843 Millionen leicht zurück. Damit wurde ein Erholungsplateau erreicht, nachdem 2023 ein deutlicher Aufschwung zu beobachten war, als die Zuschauerzahlen nach pandemiebedingten Tiefständen stark anstiegen. In der EU27 war der Rückgang der Zuschauerzahlen mit -2,5 % auf 642 Millionen stärker als im größeren Europa.
Trotz dieser rückläufigen Zuschauerzahlen blieben die Gesamteinnahmen an den Kinokassen aufgrund leicht steigender Eintrittspreise und der anhaltenden Inflation relativ stabil. Kinos erwirtschafteten 2024 europaweit EUR 6,66 Milliarden, ein geringfügiger Rückgang um 0,8 % gegenüber EUR 6,72 Milliarden 2023. Innerhalb der EU27 fielen die Einnahmen um 1,9 % auf EUR 4,99 Mrd.
Die Ergebnisse auf Länderebene variierten 2024 in Europa erheblich. Vierzehn Märkte verbuchten wachsende Zuschauerzahlen, wobei die größten Zuwächse in Albanien (+9,0 %), der Slowakei (+8,3 %) und Litauen (+5,6 %) zu verzeichnen waren. Die stärksten Rückgänge waren hingegen in Zypern (-19,9 %), Luxemburg (-18,6 %) und Bosnien und Herzegowina (-14,9 %) zu beobachten. Unter den großen Märkten lag Türkiye mit einem Anstieg der Zuschauerzahlen um 4,9 % an der Spitze, gefolgt vom Vereinigten Königreich (+2,4 %), Frankreich (+0,6 %) und Italien (+0,6 %), während Deutschland (-5,8 %) und Spanien (-5,8 %) einen deutlichen Rückgang ihrer Ergebnisse verzeichneten.
Alles steht Kopf 2 übernahm 2024 die Führung bei den Einspielergebnissen, während zwei französische Filme die Top 20 erreichten
Nach vorläufigen Daten verkauften 2024 14 Titel in 31 europäischen Märkten mehr als 10 Millionen Eintrittskarten (14 im Jahr 2023, 20 im Jahr 2019), während 109 Titel (113 Titel im Jahr 2023, 149 im Jahr 2019), darunter 43 europäische Produktionen (39 im Jahr 2023, 65 im Jahr 2019), die Eine-Million-Grenze überschritten, was immer noch weit von den Ergebnissen vor der Pandemie entfernt ist. Die 20 meistgesehenen Titel kamen zusammen auf 329 Millionen Zuschauer, was 39 % der gesamten Kinobesuche in Europa und damit dem Konzentrationsgrad des Vorjahres entspricht. Mehr als die Hälfte der Top-20-Titel waren Franchise-Filme. Alles steht Kopf 2, die Fortsetzung des beliebten Animationsfilms aus dem Jahr 2015, war der meistgesehene Film des Jahres und der einzige Titel, der 2024 mehr als 50 Millionen Zuschauer erreichte. Es folgten Ich - Einfach unverbesserlich 4 (31,7 Mio. Zuschauer) und Deadpool & Wolverine (29,5 Mio. Zuschauer), die beide zu etablierten Franchises gehören.
Während US-amerikanische Produktionen die Top 20 mit 18 Titeln und über 307 Millionen Zuschauern dominierten, konnten sich auch zwei französische Filme, Un p'tit truc en plus (11,7 Millionen Zuschauer, 92 % davon in Frankreich) und Der Graf von Monte-Cristo (10,6 Millionen, 89 % davon in Frankreich), einen Platz unter den größten Hits des Jahres sichern.
Unter den 20 zuschauerstärksten europäischen Filmen fanden sich vor allem Filme aus Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Acht davon waren britische Produktionen oder Koproduktionen, häufig mit US-amerikanischen oder französischen Partnern. Fünf davon stammten aus Frankreich, darunter eine Koproduktion mit Kanada. Weitere starke Leistungsträger kamen aus Türkiye, Polen, Italien und Deutschland. Zu den bemerkenswerten europäischen Titeln gehörten neben den beiden bereits erwähnten französischen Filmen Poor Things (GB inc / US / IE, 6,5 Mio.), Paddington in Peru (GB, 5,2 Mio.) und L'Amour Ouf (FR, 5,1 Mio.).
Aufgrund nationaler Erfolge und schwächerer US-Ergebnisse stiegen die europäischen Marktanteile auf 32,8 % und erreichten damit ihren höchsten Stand seit 2020
Europäische Filme verzeichneten 2024 einen Anstieg der Zuschauerzahlen um 19 % von 233 Millionen 2023 auf geschätzte 276 Millionen, während die Zuschauerzahlen von US-Filmen um geschätzte 16 % sanken (60 Millionen weniger verkaufte Eintrittskarten). Diese Verschiebungen führten zu spürbaren Veränderungen der Marktanteile: Der Anteil europäischer Filme an den Gesamtzuschauerzahlen stieg von 27,2 % im Vorjahr auf 32,8 % und erreichte damit den höchsten Wert seit 2014 (ohne Pandemiezeit). Derweil sank der Marktanteil von US-Filmen auf 63 %, ein Rückgang um 6 Prozentpunkte gegenüber den 69 % Marktanteil im Jahr 2023. Auf europäische „incoming investment“-Filme (Filme mit ausländischer Beteiligung - EUR inc) entfielen lediglich 1,1 % Marktanteil, wobei Poor Things als einziger großer Titel in dieser Kategorie hervorstach (6,5 Millionen Zuschauer).
Von 32 Märkten, für die Daten vorlagen, verzeichneten 22 einen Anstieg des nationalen Marktanteils. Bemerkenswerte Steigerungen gab es in Bulgarien (+15,7 %-Pkt.), Türkiye (+12,6 %-Pkt.), Lettland (+11,4 %-Pkt.) und Tschechien (+10,1 %-Pkt.). Diese Zuwächse wurden von lokalen Ausnahmetiteln getragen: In Bulgarien war Gundi: Legend of Love mit 709 432 Zuschauern der erfolgreichste Kinostart des Landes und übertraf damit sowohl Avatar (2009) als auch Avatar: The Way of Water (2022), die beiden vorherigen Titel mit den höchsten Einspielergebnissen in Bulgarien. In Lettland war der Animationsfilm Flow der Top-Titel des Jahres 2024 und ist nun der Film mit den dritthöchsten Einspielergebnissen aller Zeiten im Land.
Türkiye behauptete seine Spitzenposition bei nationalen Marktanteilen mit 57,0 % vor Frankreich (41,2 %). Das Vereinigte Königreich folgte mit 38,6 %, wobei Filme mit ausländischer Beteiligung wie Wicked 32,7 % Marktanteil verbuchten; unabhängige britische Filme kamen auf 6,9 % Marktanteil. Auch Tschechien (32,6 %) und Finnland (31,5 %) erreichten Marktanteile von über 30 %. In Finnland waren fünf der Top-10-Filme des Jahres einheimische Produktionen, allen voran Stormskärs Maja (FI) mit 469 334 Zuschauern.
Florierende Filmproduktion in Europa erreichte 2024 ein Rekordhoch
Die Filmproduktion ist europaweit im vierten Jahr in Folge gewachsen. 2024 wurden in 36 europäischen Märkten, für die Daten vorlagen, 2 514 Spielfilme produziert, der bislang höchste verzeichnete Wert, der den Spitzenwert von 2019 übertrifft. Darunter waren 1 533 Spielfilme (+87 gegenüber 2023) und 957 Dokumentarfilme (+28 gegenüber 2023).
Lässt man Minderheitskoproduktionen bei der Gesamtzahl der pro Land produzierten Filme außer Acht, befeuerten vor allem Türkiye (+76 Titel, +52 % gegenüber 2023) und das Vereinigte Königreich (+53 Titel, +22 %) diesen Anstieg, gefolgt von Polen (+15 Titel, +34 %), Tschechien (+13 Titel, +24 %) und Belgien (+12 Titel, +41 %). Nicht alle Länder folgten jedoch diesem Trend. Spanien produzierte 21 Filme weniger als 2023 (-7 %), gefolgt von Deutschland (-12 Titel, -7 %) und Österreich (-10 Titel, -28 %).
Italien war mit 350 Filmen 2024 weiterhin der größte Produzent. Spanien und das Vereinigte Königreich folgten mit 303 beziehungsweise 294 Titeln, danach kamen Frankreich mit 231 und Türkiye mit 223 Titeln. Am unteren Ende der Skala lag Malta mit nur zwei Filmen, während Bosnien und Herzegowina und Zypern jeweils drei Filme produzierten.
Ausführlichere Informationen zu den einzelnen europäischen sowie internationalen Kinomärkten finden Sie im FOCUS 2025 World Film Market Trends, der von der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle für den Cannes Film Markt veröffentlicht wird.
- Datensammlung in Zusammenarbeit mit EFARN (European Film Agency Research Network) und mit Unterstützung von UNIC und Comscore.
- Alle Zahlen für 2024 sind vorläufig.
Europäische Audiovisuelle Informationsstelle, Europarat
Seit ihrer Gründung im Dezember 1992 besteht der Auftrag der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle darin, Informationen zur audiovisuellen Industrie in Europa zu erheben und zu verbreiten. Die Informationsstelle umfasst als europäische öffentlich-rechtliche Organisation 40 Mitgliedsstaaten und die Europäische Union, vertreten durch die Europäische Kommission. Sie agiert innerhalb des Rechtsrahmens des Europarats und arbeitet mit diversen Partnern, Berufsverbänden der Industrie und einem Korrespondentennetzwerk zusammen. Neben Beiträgen zu Konferenzen veröffentlicht die Informationsstelle in erster Linie ein Jahrbuch, Newsletter und Berichte. Hinzu kommen der Aufbau und die Pflege verschiedener Datenbanken sowie die Bereitstellung von Informationen auf ihren Internetseiten.
Ranking der Kinobesucherzahlen in Europa (Tabellen 2 und 3)
Das gesamteuropäische Filmranking in den Tabellen 2 und 3 basiert auf Daten aus allen europäischen Ländern, zu denen Ergebnisse in der Datenbank LUMIERE mit Stand vom 2. Mai 2025 erfasst waren. Diese Datenbank, die Kinobesucherzahlen für Filme enthält, die europaweit angelaufen sind, ist kostenlos online zugänglich. Sie ist das Ergebnis gemeinschaftlicher Arbeit der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle und verschiedener nationaler Facheinrichtungen, in erster Linie nationaler Filmfonds, mit Unterstützung des MEDIA-Programms der Europäischen Union. LUMIERE bietet detaillierte Kinobesucherzahlen nach Ländern für über 69 000 Filme, die seit 1996 in Europa im Verleih sind. Für 2024 sind nun Daten für 31 europäische Märkte verfügbar.
Marktanteile (Tabelle 4)
Die Marktanteile werden anhand einer Analyse der Filmergebnisse in Europa ermittelt, der Besucherzahlen für die einzelnen Filme zugrunde liegen, die der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle zur Verfügung gestellt wurden. Um solche Marktanteile zu ermitteln, muss jedem Film ein einzelnes „Ursprungsland“ zugewiesen werden, was bei internationalen Koproduktionen eine Herausforderung darstellen kann. In solchen Fällen versucht die Informationsstelle, das Ursprungsland auf Grundlage der Hauptfinanzierungsquelle und/oder des kreativen Einflusses zuzuordnen. Die Informationsstelle weist seit 2005 bei der Zuordnung des Ursprungslands Filme gesondert aus, die in einem oder mehreren Ländern Europas (oder anderswo) mit finanzieller Beteiligung aus den USA produziert wurden (durch den Zusatz ‚inc‘ für „incoming investment“). Es sei darauf hingewiesen, dass in der LUMIERE-Datenbank zwar jedem Film ein Ursprungsland zugeordnet ist, dieses sich jedoch im Laufe der Zeit aufgrund von Neubewertungen ändern oder von den Angaben nationaler Quellen abweichen kann.
Anzahl der in Europa (CoE) produzierten Kinofilme (Tabelle 5)
Eine Abschätzung des Gesamtvolumens der Spielfilmproduktion in Europa ist immer noch eine Herausforderung. Gründe hierfür sind im Wesentlichen das Risiko, dass Koproduktionen doppelt gezählt werden, und die national unterschiedlichen Methoden bei der Datenerhebung. Die Gesamtzahlen für Europa umfassen abendfüllende Kinofilme, nicht jedoch Koproduktionen mit Minderheitsbeteiligung und Filme mit ausländischer Beteiligung im Vereinigten Königreich. Für einige Länder sind möglicherweise keine separaten Daten für Spielfilme und Dokumentarfilme verfügbar.
Kontaktperson bei der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle:
Alison Hindhaugh (Pressereferentin)
[email protected] - tel.: +33 (0) 684352743