Zurück Neuer Bericht beleuchtet den Status von Künstlern und Kreativschaffenden in Europa

Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle veröffentlicht ihre jüngste ausführliche rechtliche Analyse!‌ ‌ ‌
Neuer Bericht beleuchtet den Status von Künstlern und Kreativschaffenden in Europa

Zum download "Der Status von Künstlern und Kultur- und Kreativschaffenden in Europa: soziale Rechte und ihre Verbreitung" geht's hier

 

Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle als Teil des Europarats in Straßburg hat gerade ihre jüngste ausführliche juristische Analyse veröffentlicht: Der Status von Künstlern und Kultur- und Kreativschaffenden in Europa: soziale Rechte und ihre Verbreitung. Dieser brandneue Bericht bietet eine umfassende Untersuchung der Realitäten, Herausforderungen und Chancen, mit denen Europas Künstler und Kreativschaffende heute konfrontiert sind. Er wurde von Sophie Valais, der stellvertretenden Abteilungsleiterin der Informationsstelle für juristische Informationen verfasst. 

Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:

  • 7,7 Millionen Menschen arbeiten in Europas Kultur- und Kreativbranche – das sind 3,8 % aller Beschäftigten in der EU.
  • Fast jeder dritte Kreativschaffende ist selbständig, mehr als doppelt so viel wie im EU-Durchschnitt.
  • 68 % der Künstler haben mehr als einen Job; über ein Drittel arbeitet dabei außerhalb der Branche, um über die Runden zu kommen.
  • Mehr als die Hälfte der Kreativschaffenden im audiovisuellen Bereich (Regisseure, Drehbuchautoren usw.) hat lange Phasen ohne bezahlte Arbeit.
  • 53 % der Fachkräfte im audiovisuellen Bereich arbeiten grenzüberschreitend, sehen sich jedoch mit großen Hürden bei Steuern und Sozialschutz konfrontiert.

In Kapitel eins geht es zum Einstieg um die zentrale Frage: Wer kann als Künstler definiert werden? Die Autorin zeigt detailliert auf, wie schwierig es zu definieren ist, was es bedeutet, ein Künstler oder Kulturschaffender in der heutigen sich wandelnden Landschaft zu sein. Der Bericht betrachtet die europaweiten Ansätze bei der kniffligen Aufgabe einer solchen Begriffsklärung, bevor er die verschiedenen nationalen Definitionen näher beleuchtet. Es wird untersucht, wie das Fehlen einer allgemeingültigen Definition nach wie vor Rechte, Anerkennung und Politik in ganz Europa beeinflusst. 

Kapitel zwei befasst sich mit Zahlen und zeichnet ein detailliertes Porträt einer Branche, die von jungen Menschen, Freiberuflern und hoher Mobilität gekennzeichnet ist. Mit KMU und Kleinstunternehmen in ihrem Zentrum lebt die Branche von ihrer Vielfalt. Und doch müssen Künstler und Kreativschaffende, die in der audiovisuellen Industrie tätig sind, weiterhin mit Instabilität leben. Die Autorin hebt zwei besonders bedeutsame Trends hervor, die sich stark auf deren Arbeitsleben auswirken: COVID hat die Kreativwirtschaft mit heftigen Schlägen für Unternehmen und Beschäftigungsmöglichkeiten gleichermaßen schwer getroffen. Die Digitalisierung von Produktionsprozessen und in jüngster Zeit auch der Vormarsch KI-generierter Inhalte stellen konkrete neue Herausforderungen dar.

Kapitel drei zeichnet den politischen und rechtlichen Rahmen nach: von der UNESCO-Empfehlung zum Status von Künstlern von 1980 über die internationale und gesamteuropäische Politik bis hin zu den heutigen EU-Initiativen wie der Plattformarbeitsrichtlinie. In diesem Kapitel wird dargestellt, wie sich politische Entscheidungsträger langsam aber sicher auf den sich verändernden Charakter der Kulturarbeit einstellen. So hat zum Beispiel das Europäische Parlament im November 2023 eine Entschließung mit Empfehlungen an die Kommission zu einem EU-Rahmen für die soziale und berufliche Lage von Künstlern und Arbeitnehmern in der Kultur- und Kreativbranche angenommen.

Kapitel vier befasst sich mit den wichtigsten Herausforderungen für Künstler und Kulturschaffende. Es zeigt anschaulich die Realität von atypischer Arbeit, projektbezogenen Verträgen, nicht angemeldeter Erwerbstätigkeit und Scheinselbständigkeit, die den Zugang zu sozialem Schutz untergraben. Dieses Kapitel betrachtet darüber hinaus drängende strukturelle Fragen wie Besteuerung, grenzüberschreitende Mobilität, Doppelbesteuerung und administrative Hürden. Diese Herausforderungen verdeutlichen die strukturellen Hindernisse für ein faires Arbeitsleben und faire Arbeitsbedingungen für die europäischen Kreativschaffenden in der audiovisuellen Industrie.

In Kapitel fünf werden verschiedene nationale Ansätze anhand unterschiedlicher Beispiele aus ganz Europa untersucht. Von Deutschlands Künstlersozialkasse über Belgiens innovatives neues Anerkennungssystem bis hin zu Frankreichs „intermittents du spectacle“-Status zeigt der Bericht die verschiedenen nationalen politischen Lösungen auf, die zur besseren Unterstützung von Künstlern und Kreativschaffenden entwickelt werden.

Kapitel sechs untersucht die Rolle von Sozialdialog und Tarifverhandlungen. Dabei hebt die Autorin die wachsende Rolle von Gewerkschaften, Berufsverbänden und neuen Digitalarbeitnehmerkollektiven bei der Gestaltung gerechterer Bedingungen in der Kreativwirtschaft hervor. Tarifverhandlungen erweisen sich als Motor für Innovation und Fairness in dieser sich rasch entwickelnden Branche.

Das siebte Kapitel schließlich enthält abschließende Überlegungen zu den jüngsten Entwicklungen und künftigen Herausforderungen. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass der berufliche und soziale Status von Künstlern und Kreativschaffenden eine längst überfällige Anerkennung erfährt. Durch eine Kombination aus nationalen Innovationen und koordinierten europäischen Bemühungen nimmt ein inklusiveres und empfänglicheres politisches Umfeld Gestalt an. Bei der weiteren Entwicklung des Sektors wird die Gewährleistung fairer Arbeitsbedingungen, eines wirksamen sozialen Schutzes sowie rechtlicher Klarheit als von entscheidender Bedeutung betrachtet, um die Vitalität, Vielfalt und Widerstandsfähigkeit der kulturellen und kreativen Landschaft in Europa zu erhalten.

Diese bahnbrechende Studie der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle offenbart die Herausforderungen, mit denen die 7,7 Millionen Kulturschaffenden in Europa konfrontiert sind, sowie die mutigen Lösungen, die angeboten werden, um ihre Zukunft zu sichern. Dieser neue Bericht ist eine unverzichtbare Lektüre für politische Entscheidungsträger, Führungskräfte der Branche und alle, denen die Sicherung der Zukunft der kulturellen und kreativen Arbeit am Herzen liegt.


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 Unsere Autorin Sophie Valais, Stellvertretende Leiterin der Abteilung für juristische Informationen

 

Strassburg 2. Oktober 2025
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